Rehazentrum Sunedörfli

Das Rehabilitationszentrum Sunedörfli richtet sich an Erwachsene mit einer Suchtmittelerkrankung, die ein Leben ohne Konsum oder ohne Beikonsum führen wollen. Der Eintritt kann direkt aus der Entzugsklinik, zeitnah nach einem stationären Entzug oder unter stabiler Opioid-Agonisten-Therapie (OAT) erfolgen. Der Aufenthalt verläuft in aufeinander aufbauenden Phasen, in denen die Bewohnenden lernen, ihren Alltag Schritt für Schritt wieder selbständig zu bewältigen. Ärztlich verordnete Medikationen und eine Opioid-Agonisten-Therapie (Substitution) können übernommen werden. Haustiere sind nach Rücksprache erlaubt. Das Sunedörfli ist nicht rollstuhlgängig und ungeeignet für Personen mit einer akuten Fremd- oder Selbstgefährdung.

Aufnahmebedingungen

  • Direkt oder zeitnah nach dem stationären Entzug oder unter stabiler Opioid-Agonisten-Therapie (OAT)
  • Bereitschaft während des Aufenthalts keine Suchtmittel zu konsumieren
  • Auseinandersetzung mit dem eigenen Suchtverhalten in externer Einzeltherapie
  • Teilnahme an der Wochenstruktur
  • Einhaltung der Aufenthaltsregeln

Aufnahmeverfahren

  1. Telefonischer Erstkontakt der interessierten Person
  2. Persönliches Vorgespräch und Besichtigung
  3. Schnuppertag (auf Wunsch)
  4. Vorliegende Kostengutsprache und ärztliche Berichte
  5. Eintrittsplanung

Dienstleistungen

  • Anwesenheit der Mitarbeitenden vor Ort 24/7
  • Betreute und teilbetreute Wohnformen auf dem Gelände
  • Interne Verpflegung oder Möglichkeit selbst zu kochen
  • Sozialpädagogische Begleitung (ressourcenorientiert und bedarfsgerecht)
  • Interne Tagesstruktur unter agogischer Anleitung
  • Freizeitangebote
  • Kompetenzstärkende Workshops durch Externe 
  • Externe therapeutische und medizinische Unterstützung
  • Medikamentenabgabe, Alkoholtests und Urinproben
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Fachpersonen des Unterstützungssystems
  • Unterstützung Elternschaft (mit Übernachtungen: Wochenende/Ferien)
  • Ambulante Wohnbegleitung (Nachbetreuung): Hausbesuche und Telefonpikett 24/7

Aufenthaltsphasen

Der Aufenthalt verläuft in aufeinander aufbauenden Phasen, in denen die Bewohnenden lernen, ihren Alltag Schritt für Schritt wieder selbständig zu bewältigen. 

Eintrittsphase
  • Ankommen und gegenseitiges Kennenlernen
  • Integration in Gemeinschaft
  • Gewöhnung an geregelten Tagesablauf
  • Aktive Freizeitgestaltung
  • Aufgleisen einer externen Psychotherapie
Stabilisierungsphase
  • Verbindliche Teilnahme an interner Tagesstruktur
  • Formulierung Aufenthaltsziele
  • Erarbeitung von Konfliktlösungsstrategien
  • Förderung individueller Interessen und Stärken
  • Regelmässige externe Psychotherapie
Integrationsphase
  • Suche externer Tagesstruktur oder Arbeit
  • Festigung bestehender Beziehungen
  • Aufbau neuer sozialer Kontakte 
  • Festigung Haushaltsführung und Administration
  • Regelmässige externe Psychotherapie
Austrittsphase
  • Externe Tagesstruktur oder Arbeit
  • Eigene Administration im Überblick
  • Hohe Wohnkompetenz vorhanden
  • Regelmässige Freizeitaktivitäten vorhanden
  • Aufgleisung Wohnanschluss
Nachbetreuung
  • Bedarfsorientierte Begleitung

Ehemaliger Bewohner: Erfolgreich im Berufsalltag

Aus dem grossen Kirchgemeindesaal dringt virtuoses Klavierspiel in den Flur. Im Untergeschoss lärmt eine Kinderschar. Hauswart Michel schmunzelt: «Das Kirchgemeindehaus ist ein Treffpunkt für das ganze Quartier und ist sehr belebt.» Man spürt, dass Michel sich wohl fühlt. Seit Dezember 2016 ist er Hauswart des reformierten Kirchgemeindehauses in Zürich-Enge – und glücklich mit seiner Arbeit. Noch vor einigen Jahren hätte er dies nicht für möglich gehalten.

Damals, als er nach einer abgebrochenen Autolackiererlehre aus dem Tritt geriet und schliesslich obdachlos wurde. Begonnen hatte alles mit dem unvermittelten Tod seiner Mutter. Michel war damals 12. Den Schock und den Verlust konnte er nicht verarbeiten. Dass sein Vater eine neue Frau fand, half nicht. Michel fand Geborgenheit in den Drogen. Er begann zu kiffen, rasch kamen härtere Drogen dazu. Die Abwärtsspirale begann sich immer schneller zu drehen.

Nach mehr als zehn Jahren Drogenerfahrung und nach mehreren missglückten Entzügen wurde Michel auf Pfarrer Siebers Rehazentrum aufmerksam. «Als ich das Sunedörfli sah, eingebettet in Hügeln, umgeben von Wiesen und Wald, wusste ich sofort: Hierhin will ich.» So entschloss er sich, einen erneuten Anlauf zu nehmen. Ein schmerzhafter Prozess begann. «Die Zeit im Sunedörfli war hart», erinnert sich Michel. «Wie in der Drogenszene war ich auch im Sunedörfli ein Einzelgänger. Die anderen Therapieteilnehmer liessen mich dies oft spüren. Zudem tat die Aufarbeitung meines Lebens weh.» Dennoch blieb er. «Hier fand ich zum ersten Mal Menschen, die sich wirklich für mich interessierten und mir Vertrauen entgegenbrachten.»

Dass er während seiner Therapiezeit eine Frau kennenlernte, die nichts mit Drogen zu tun hatte, beflügelte ihn vollends. «Das war mein Ansporn, die Drogen hinter mir zu lassen und ein neues Leben zu suchen.» Er schaffte es. Noch während der Zeit im Sunedörfli absolvierte er die Ausbildung zum Facility Manager. Wie schwierig es ist, selbst mit einer guten Berufsausbildung, jedoch mit Lücken im Lebenslauf, einen Job zu bekommen, musste er am eigenen Leib erfahren. Bis er seine jetzige Stelle fand, suchte er während eines ganzen Jahres erfolglos. «Zum Glück konnte ich mich auf meine Freundin verlassen und habe einen sturen Grind. So liess ich mich nicht entmutigen und blieb beharrlich am Suchen.» Sein nächstes Berufsziel ist es, das eidgenössische Diplom zu erwerben.

Und dann ist da noch das Tennis, das er in seiner Jugend so gerne und gut gespielt hatte. Und zwar so gut, dass er auch schon mit Roger Federer auf dem Platz stand. «Ich spiele heute zwar nicht mehr Liga-Matches», erklärt Michel, «aber die Freude und mein Können gebe ich nun in meiner Freizeit gerne dem Nachwuchs weiter.» Am wichtigsten sind für den heute 38-Jährigen aber, seine Aufgaben in der Kirchgemeinde zur Zufriedenheit aller zu erledigen. Und seine Schulden im hohen fünfstelligen Bereich – vorab bei den SBB – abzutragen. «Ich verstehe, dass ich für meine Vergangenheit geradestehen muss», sagt Michel. «Aber ich begreife nicht, warum man mir jetzt, wo ich mich ums Abtragen des Schuldenbergs bemühe, weniger entgegenkommt als damals, als ich süchtig war.» Hadern damit mag er aber nicht.  Zum Glück konnte er sich auch stets auf seinen Vater und seine Zwillingsschwester verlassen. Zu beiden hat er heute wieder eine enge Beziehung.