zufrieden

Dani wuchs in Heimen statt bei seiner Mutter auf. Andere wären daran zerbrochen – ihn hat diese Erfahrung abgehärtet.

Ich habe früh gelernt, mit widrigen Umständen klarzukommen. Meine Mutter war bei meiner Geburt erst 17. Sie war mit mir überfordert. So kam ich zunächst zu Pflegeeltern, später in verschiedene Heime. Hier lernte ich rasch, dass ich im Leben nichts geschenkt bekomme. Ich musste mich für meine Haut wehren, sonst wäre ich unter die Räder gekommen. Die Gruppendynamik im Heimalltag war schwierig. Diese Erfahrung hat mich abgehärtet. Ich wurde schneller erwachsen, als wenn ich in einem behüteten Familienumfeld aufgewachsen wäre, davon bin ich überzeugt. Ob mich dies wehmütig stimmt? Nein. Ich blicke stets nach vorn. Der Blick zurück bringt nichts, weil er nichts ändert.

Ich bin mir bewusst, dass einiges in meinem Leben schiefgelaufen ist, wohl auch deshalb, weil ich nie jemanden hinter mir hatte, der sich bedingungslos für mich einsetzte. Aber ich mache niemanden dafür verantwortlich. Selbst meine mehr als fünf Jahre Haftstrafen in meinem 43-jährigen Leben nehme ich gelassen hin. Ich habe sie mir im Wesentlichen selbst eingebrockt. Ich akzeptiere sie. Ironie meiner persönlichen Geschichte: Als Knabe wollte ich Polizist oder Anwalt werden. Gelandet bin ich auf der anderen Seite. 

Mein unstetes Leben führte mich nicht nur in Gefängnisse, sondern auch auf die Strasse. Gut zwei Jahre meines Lebens war ich obdachlos. Ich übernachtete unter anderem im Pfuusbus, wo ich Pfarrer Sieber kennenlernte. Auch sonst nutzte ich das eine oder andere Hilfsangebot seines Sozialwerks. So wohnte ich fünf Jahre in Brothuuse. Und jüngst erholte ich mich nach einer wüsten Verbrennung, die ich mir beim Kochen mit siedendem Öl geholt hatte, im Sune-Egge von der Operation. Ich bin dankbar, dass ich heute ein Zimmer in einem Betreuten Wohnen habe. Das verschafft mir Ruhe. 

Träume habe ich nicht. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Das heisst: Einen kleinen Traum habe ich – einen Hund. Ich weiss, dass ich es gut mit Hunden kann und denke, dass er mir gut täte. Aber ernsthaft kommt ein Haustier für mich erst in Frage, wenn mein rechter Arm wieder gesund ist.» 

• aufgezeichnet von Walter von Arburg