Die persönliche Geschichte von Luca*

Im Nemo findet Luca (21) Freundlichkeit, Zuwendung und Kollegen.

Wer Luca begegnet, würde nie vermuten, dass er bereits so viel Leid und Elend erlebt hat. Wer ihn besser kennenlernt, staunt über die positive Lebenshaltung, die er sich bewahrt hat. Lucas Weg in die Jugendobdachlosigkeit gleicht in vielem jener anderer Nemo-Gäste: Streit und Gewalt zu Hause, Trennung der Eltern, frühe Erfahrung mit Kiffen und anderen Drogen. Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit seinem Vater flüchtete er von zu Hause.

Während Monaten schlug er sich als Obdachloser durch. Bis er auf die Notschlafstelle Nemo aufmerksam wurde. «Hier fiel mir sogleich der freundliche Umgang auf», erinnert sich der junge Mann. «Das tat mir gut.» Luca schätzt die Freundlichkeit und Zuwendung und versucht, auch selbst zum guten Klima beizutragen. Die Mitarbeiterinnen attestieren Luca eine hohe Sozialkompetenz. «Im Gegensatz zu anderen sucht er den Kontakt mit anderen Gästen», sagt Nemo-Leiterin Darja Baranova.

Aufgewachsen ist Luca im Zürcher Oberland. In der Schule war er mässig am Unterricht interessiert, dafür umso mehr am Sport. Er war ziemlich beliebt – jedenfalls ausserhalb der Familie. Umso mehr stressten ihn die Auseinandersetzungen in der Familie. «Meine Eltern hatten nie Verständnis dafür, was Jugendliche heute beschäftigt», sagt er. Mehr lässt er sich nicht in die Karten blicken.

Immerhin schloss er seine Ausbildung in der Gastronomie ab. Auch dank der Beratung im Nemo ist Luca heute soweit, sein Leben neu zu ordnen. Jüngst hat er einen Platz in einer betreuten Wohngemeinschaft gefunden. Zudem möchte er sich zum Sozialpädagogen ausbilden lassen. Eine wichtige Voraussetzung für diesen Beruf, das Interesse an Menschen, bringt er jedenfalls mit.

*Name geändert

• Darja Baranova, Leiterin Nemo