Meh als es Dach über em Chopf

«Bleiben Sie zuhause.» Wie oft haben wir diese Empfehlung in den letzten Wochen gehört? 

Für Menschen, die ein Daheim haben, ist es machbar, zuhause zu bleiben. Nicht so für Menschen, deren Lebensmittelpunkt die Strasse ist: Wohnungslose, Obdachlose, Heimatlose. Menschen, die mal da, mal dort Unterschlupf finden, ein Daheim auf Zeit. Menschen, deren Tag die Nacht ist und die so Gefahr laufen, ernsthaft krank zu werden. 

Dass unsichere Wohnsituationen Menschen krankmachen können, ist wissenschaftlich erhärtet. Wohnen ist auch ein Dach über dem Kopf, aber es ist noch viel mehr: Rückzug,  Geborgenheit, Schutz der eigenen Privatsphäre, Lebens- und Entfaltungsraum. Wohnen heisst: Die Schuhe ausziehen, wenn ich heichume. Wo dies fehlt, wo Menschen nicht heimkommen dürfen, wo sie schutzlos jeder Art von Einfluss ausgesetzt sind, ist die Gefahr gross, nicht nur zu vereinsamen und zu verwahrlosen, sondern an Leib und Seele zu erkranken. Dann ist die Gefahr gross, dass die Kälte von aussen nach innen in die Seele dringt. 

Mit unseren Wohneinrichtungen laden wir Menschen, deren Lebensmittelpunkt jahrelang die Strasse war, an die Wärme ein, an Schärme. Sie dürfen eine Tür öffnen, die ins Licht und in die Geborgenheit eines Daheims führt. Die einen Ort öffnet, wo Menschen sich geschützt und angenommen fühlen und sich so neuen, hoffnungsvollen Wegen in ihrem Leben widmen können. Einen Ort, wo sie die Schuhe ausziehen dürfen, wenn sie heimkommen. Und wir wissen: Viele von ihnen laufen trotzdem auch weiterhin immer einmal wieder durch die Nacht. Wer jahrelang unterwegs war, wird nicht einfach sesshaft. «Immer no underwägs, aber irgendwie aachoo.» So geht es den meisten der uns anvertrauten Menschen. Und doch: «Bleiben Sie zuhause» wird dann schon etwas erträglicher: Heichoo

• Pfr. Christoph Zingg, Gesamtleiter