Ohne Beziehung kommt nichts in Bewegung

Beziehung – das Wort kommt immer wieder vor, wenn Samuel Glausen von seiner Arbeit in der Sunestube und in der aufsuchenden Gassenarbeit erzählt.

«Ohne Beziehung kommt nichts in Bewegung», sagt er. «Ziel unserer Arbeit ist es, Menschen zu begegnen. Bewegung entsteht oft erst dann.» Seine sechsjährigen Erfahrungen lehrten ihn Demut. «Ich staune oft, wie gut Menschen in aller Tragik mit Situationen umgehen, die ich selbst so nicht bewältigen könnte. Diese Sichtweise gibt mir Kraft und Geduld, sehr Schwieriges auszuhalten.» Dabei sei hilfreich, dass er den Menschen sowohl in der Sunestube als auch auf der Gasse begegne. Er habe jedoch lernen müssen, dass es einen bedeutsamen Unterschied in der Art der Begegnung gebe: «In der Sunestube sind die Leute zu Gast bei uns, auf der Gasse sind wir zu Gast bei ihnen.»

Und dort kommt dem Berner zugute, dass er handwerklich geschickt ist. So hat er Obdachlosen schon Velos geflickt oder beim Einkaufen geholfen. Kraft schöpft er unter anderem aus seiner Fähigkeit, im Kleinen Schönes wahrzunehmen. Energie geben ihm auch Begegnungen, die auf den ersten Blick wenig erfolgreich sind. Wie jener nächtliche Kontakt auf einer Kältepatrouille, als Samuel Glausen einem Obdachlosen begegnete, der ihm unwirsch zu verstehen gab, dass er weder warmen Kaffee, noch Schlafsack benötige und er einfach in Ruhe gelassen werden wolle. «Ich respektierte dies und entfernte mich», erzählt Samuel. Da habe ihm der Obdachlose nachgerufen: «Aber schön, dass ich nicht allein bin!».  (arb)