Für sich und seine Tochter

Gabriel (31) kämpft sich zurück: In Brothuuse hat er die Basis für einen Neuanfang gefunden.

orientierungslos
«Ich entschied mich für eine Ausbildung zum Forstwart, da mir die Natur sehr am Herzen liegt. Auf dem Beruf gearbeitet habe ich nie. Stattdessen versuchte ich mich als Barmann oder auf dem Bau und gelangte schliesslich in eine grosse Baumarktkette. In dieser Zeit lernte ich meine damalige Freundin kennen, die bald darauf mit unserer Tochter schwanger wurde. Der Spagat zwischen der Arbeit und meinem bevorstehenden Vaterglück wurde zunehmend schwierig. Wir trennten uns und ich kniete mich noch mehr in meine Arbeit, steuerte direkt in ein Burnout und fiel drei Monate aus. Danach stürzte ich mich wieder voll in die Arbeit, bis sich mein angeschlagener Zustand bemerkbar machte. Ich verlor meinen Job und landete beim RAV. Als mir dann noch meine Wohnung gekündigt wurde, zog es mir den Boden unter den Füssen weg. Für sich und seine Tochter Gabriel (31) kämpft sich zurück: In Brothuuse hat er die Basis für einen Neuanfang gefunden.

suchend
Ich packte meine Siebensachen und begab mich zum Flughafen, um den nächsten Flug nach Schweden zu buchen. An einem grossen See schlug ich meine Zelte auf und paddelte mit einem Kajak von Insel zu Insel. Auf dem Speiseplan standen Fische und tote Wildtiere, die am Strassenrand lagen. Bald darauf lernte ich eine Schwedin kennen. Wir verbrachten viel Zeit in der Natur und bauten kleine Wohnhäuser aus Recyclingmaterial. Mit der Zeit erwies sich die Sprachbarriere aber als zu gross und so zog ich wieder allein los. Bis ich an einem See ausrutschte und mir eine Kopfwunde zuzog. Der Gang zum Arzt war unausweichlich. Kurz danach tauchte die Polizei bei mir auf und streckte mir ein Flugticket in die Schweiz entgegen. Ich musste Schweden nach acht Monaten von heute auf morgen verlassen, da ich mich ohne Visum im Land aufhielt.

überfordert
Zurück in der Schweiz erwarteten mich die nächsten Herausforderungen: Ich hatte weder Wohnung, Job noch Geld. Im Pfuusbus des Sozialwerks Pfarrer Sieber fand ich ein vorübergehendes Zuhause, bis ich einen Wohnplatz in der Notwohnsiedlung Brothuuse erhielt. Meine Vergangenheit holte mich erneut ein. Während meines Aufenthaltes in Schweden hatte meine Freundin ein Gerichtsverfahren wegen der Unterhaltszahlungen für die mittlerweile zweijährige Tochter eingeleitet. Ich beschloss, zu kämpfen und mein Leben zu packen.

hoffnungsvoll
Jetzt lebe ich in Brothuuse. Dafür bin ich sehr dankbar. Hier habe ich eine Basis und Unterstützung für meinen weiteren Lebensweg. Zurzeit bin ich auf der Warteliste für einen Therapieplatz, um meine psychischen Probleme zu behandeln. Die Therapie ist der nächste Schritt meiner Resozialisierung. Es ist noch ein langer und steiniger Weg, doch aufgeben kommt für mich nicht in Frage. Nicht nur wegen mir, sondern vor allem wegen meiner Tochter, für die ich künftig ein guter Vater sein möchte.» • aufgezeichnet von Michael Rohrbach