Hoffnung in der Hand

Falsche Freunde, Drogen, Schulden: Im Leben kann es sehr dunkel werden. Rosario (54) war ganz unten und hatte keine Perspektiven mehr. Ein Psychiater, eine Sozialarbeiterin und ein kleines Kreuz brachten die Wende.

An Liebe hat es mir nie gefehlt. Meine Eltern waren stets für mich da. Selbst dann, als ich längst tief in der Drogensucht steckte. Auch meine beiden Brüder und später meine Frau und meine beiden Söhne streckten mir immer wieder ihre Hände entgegen. Nur konnte ich sie nicht fassen, weil ich sie nicht sah. Ich war ganz unten und sah nicht einmal einen Lichtschimmer. Es war stockfinster. Es gab nur das Verlangen nach dem nächsten Schuss, dem nächsten Suff. Die Sucht ist eine Bestie, die dich mit ihren Krallen in der Dunkelheit gefangen hält.

Angefangen hatte es bei mir harmlos mit kiffen. Später kamen härtere Drogen dazu. Nicht aus Verzweiflung, sondern aus Neugier. Klar war es ein Fehler. Im Nachhinein ist man immer klüger. Aber als junger Mensch willst du Erfahrungen sammeln, die Welt entdecken. Tragisch ist es, wenn du mit so gewaltigen Kräften wie einer Sucht in Berührung kommst. Dann hast du kaum mehr eine Chance. Lange gelang es mir, meine Sucht zu kaschieren. Nach meiner Ausbildung arbeitete ich als Flachmaler, später als Stuckateur und Kunstmaler. Ich heiratete und wir hatten zwei Kinder. Doch irgendwann konnte ich nicht mehr verbergen, dass ich süchtig war. Als sich meine Frau von mir scheiden liess, verlor ich komplett den Halt.

Schliesslich waren es mein Gottvertrauen, mein Psychiater und eine Sozialarbeiterin, die mich retteten: Mein Psychiater schaffte es, dass ich wieder daran glaubte, dass ich es packen kann. Meiner Sozialarbeiterin verdanke ich es, dass ich heute schuldenfrei bin. Ein kleines Kreuz aus Olivenholz, das mir jemand geschenkt hatte, wurde für mich zum Symbol meiner Auferstehung. Heute sage ich: Gott hat mich erhört. Er hat Licht in mein Leben gesandt. Das kleine Holzkreuz trage ich stets bei mir. Aber noch ist es kein Happy End. Ich bin zwar trocken und erhalte eine Invalidenrente, wofür ich unendlich dankbar bin. Auch die seelsorgerliche Begleitung durch Pfarrer Andreas Käser vom SWS tut mir gut.

Ich lebe in einem 12m2-Zimmer ohne Küche. Und mir fehlt eine sinnvolle Beschäftigung. Ich weiss nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll. So suche ich dringend eine kleine Wohnung mit Lagerraum, in welchem ich meine gesammelten Antiquitäten wie Kerzenständer,  Blechspielzeug, Lampen und Trottinette einlagern und für den Verkauf restaurieren kann.» • aufgezeichnet von Walter von Arburg