Die zweite Saison im Pandemiemodus bestätigte es: Das Bedürfnis nach Geborgenheit ist bei Obdachlosen stärker als ihre Angst vor einer Ansteckung mit Corona. So lassen sich die gegenüber dem Vorjahr nochmals leicht höheren Belegungszahlen in unseren Notschlafstellen erklären. Corona und die damit zusammenhängenden räumlichen und betrieblichen Anpassungen vermochten das Wesen von Pfuusbus und Iglu nicht zu verändern. Es geht in unseren Notschlafeinrichtungen um weit mehr als Schlafplätze und Verpflegung: Es geht um Beziehungspflege und Gemeinschaft – Aspekte, die gerade für Vereinsamte von zentraler Bedeutung sind. Angesichts der hohen Belegungszahlen verlief die Saison aussergewöhnlich ruhig.
Erfolgreiches Schutzkonzept
Mit einem umfassenden Schutzkonzept nahmen wir unsere Verantwortung gegenüber unseren obdachlosen Gästen, unseren Mitarbeitenden sowie der Gesellschaft wahr. Schutzsuchende und Mitarbeitende wurden seit Saisonbeginn konsequent auf erhöhte Temperatur und Corona-Symptome gecheckt. Insgesamt wurden im Pfuusbus und im Iglu unter medizinischer Begleitung durch das stiftungseigene Fachspital Sune-Egge knapp 1'000 Schnelltests durchgeführt, die in 26 Fällen corona-positive Resultate zeitigten.
Geheizte Container als Iso-Dörfli
Als sich die Omikronwelle abzeichnete, stellten wir Ende Dezember beim Pfuusbus beheizbare Container mit 20 Plätzen auf, damit sich Obdachlose mit Coronasymptomen freiwillig in Selbstisolation begeben können. Insgesamt 38 Gäste nutzten das Angebot der freiwilligen Isolation mit Verpflegung, medizinischer und seelsorgerlicher Rund-um-die-Uhr-Betreuung.
Kältepatrouillen
Trotz guter Belegung: Längst nicht alle Obdachlosen Zürichs nutzen die Notschlafstellen. Sei es, weil sie Einzelgänger/innen sind und Angst vor engen Räumen und Menschenansammlungen haben, sei es, weil sie die Angebote nicht kennen. Auch um diese Menschen kümmern wir uns. Während der ganzen Wintersaison waren in vielen Nächten Kältepatrouillen des SWS unterwegs. Insgesamt zählten sie 426 Begegnungen. Die Patrouillen suchten das Gespräch mit den Menschen auf der Strasse, wiesen sie auf soziale und medizinische Angebote hin und begleiteten sie zu Notschlafstellen. Obdachlosen, die draussen bleiben wollten, händigten sie zum Schutz vor Kälte und Nässe Schlafsäcke und warme Kleider aus.