Gassentierarzt

Medizinische Behandlung für Tiere von Armutsbetroffenen

Viele Obdachlose und Arme haben als einzigen Partner ein Tier an ihrer Seite. Eine entsprechend artgerechte Versorgung übersteigt aber die finanziellen Möglichkeiten der randständigen Tierhalter. Der Kontakt zu Tieren ist für viele Menschen ein zentrales Bedürfnis. Insbesondere bei Armutsbetroffenen sind sie oft die einzige Konstante im Alltag und geben ihnen Halt und Herzenswärme. Manche sorgen sich mehr um ihre tierischen Freunde als um sich selbst.

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Durch veterinärmedizinische Versorgung werden die Lebensumstände der Tiere auf der Strasse verbessert. Beim Besuch der Tierarztsprechstunde entsteht ein persönlicher Kontakt, aus dem sich eine weiterführende soziale Beratung ergeben kann, die sowohl dem Tier als aus dem Menschen dient. So versuchen wir, Mensch und Tier gleichermassen zu erreichen. Wichtig ist aber, dass die Tierhaltung auf der Strasse nicht gefördert, sondern die bestehende Situation verbessert wird. Ein Tier zu halten und es zu versorgen, fördert die Sozialkompetenz, Verantwortung und Zuverlässigkeit der Halter.

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Angebot: Hilfe für Tier und Mensch

Das Angebot richtet sich an arme Tierhalter wie Obdachlose, ausgesteuerte Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Suchtkranke oder AHV-/IV-Rentner ohne Ergänzungsleistungen. Behandelt werden unter anderem Hunde, Katzen, Frettchen, Ratten, Nager und Vögel, die mit ihren Haltern auf der Strasse leben. Im Rahmen der regelmässigen Sprechstunden steht ein Tierarzt zur Verfügung. 

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Das tiermedizinische Angebot beinhaltet

  • Ambulante Tierarztsprechstunde
  • Hilfe bei Fragen rund um die Tierhaltung
  • Tiermedizinische Versorgung zu reduziertem Tarif: Impfungen für Hunde und Katzen, Parasitenbehandlung, Wundbehandlung, Markierung mit ISO-Chip, Registrierung bei der AMICUS-Datenbank, monatlich operative Eingriffe (vorwiegend Kastrationen)

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Die auf der Gasse gehaltenen Tiere benötigen Ihre finanzielle Unterstützung

  • für die Erhaltung und Sicherung des tierärztlichen Angebots 
  • für die Verbesserung der Lebensqualität durch medizinische Grundversorgung
  • für Medikamente zur Behandlung von Krankheiten 
  • für die Finanzierung von externen Leistungen wie Notoperationen, Laborkosten, Röntgenbilder und Kastrationen

Wichtig zu wissen

  • Wir sind kein 24-Stunden-Notfalldienst
  • Wir übernehmen keine offenen Tierarztrechnungen

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Tierhalterin: Ich bin dankbar

Caroline Kropf ist glücklich. Die Kastration ihrer Hündin Zina ist problemlos verlaufen, wie die Nachkontrolle durch Tierärztin Igna Wojtyna in der Tiersprechstunde ergibt. Auf das Angebot des Gassentierarztes wurde die Rentnerin durch eine Freundin aufmerksam gemacht. «Ohne diesen Tipp wäre es für mich finanziell sehr schwierig geworden», sagt sie, denn mit der minimalen AHV-Rente kommt sie nur knapp über die Runden.

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Gerne hätte sie zwar weitergearbeitet, statt sich pensionieren zu lassen. Als Pflegefachfrau sei ihr dies allerdings nicht möglich gewesen, so Kropf. Die gesetzlichen Bestimmungen liessen es nicht zu. Mit ihrem schmalen Budget wurde so die Kastration ihrer Zina zum grossen Problem. «Ich mag mir nicht vorstellen, was ich ohne Gassentierarzt gemacht hätte», sagt sie und ihr Blick schweift über die graue Gasse vor dem grossen Fenster. Das Weggeben ihrer Zina hätte ihr das Herz gebrochen. So können die beiden zusammen bleiben. 

Dank Zina kommt Caroline Kropf immer wieder mit anderen Hundehaltern in Kontakt. «Die Spaziergänge mit meinem Hund tun mir aber auch sonst gut», sagt sie schmunzelnd. «So bin ich täglich an der frischen Luft.» Die Atmosphäre im Gassentierarzt-Lokal empfindet Caroline Kropf als sehr entspannt und friedlich. Und das, obschon an diesem Nachmittag zeitweise sechs Hunde gleichzeitig im Raum sind. Zwar beschnuppern sie sich interessiert. Gebell oder gar Radau gibt es aber nicht. Mirjam Spring, die Leiterin des Projekts Gassentierarzt, und Igna Wojtyna wissen, je nach Bedarf mit beruhigendem Zureden und klaren Befehlen Ruhe und Ordnung zu schaffen. Das schafft auch unter den Tierhaltern eine entspannte Stimmung. Man beginnt zu plaudern und von sich zu erzählen. Caroline Kropf ist zufrieden. Sie hat in der Tiersprechstunde des Gassentierarzts mehr bekommen als nur die Nachkontrolle ihrer Zina. «Für dieses Angebot bin ich sehr dankbar», sagt sie. «Für Menschen in prekären Lebenssituationen ist es ein Segen.»

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