Übernachtungsrekord im Pfuusbus

Am 22. April ging unsere Wintersaison zu Ende. Noch nie brauchten so viele Menschen unsere Notschlafstellen.

Seit 15. November 2024 zählten wir im Pfuusbus, unserer Not­schlafstelle beim Albisgüetli, 7’795 (Vorsaison 6’495) Über­nachtungen von 286 (233) verschiedenen Menschen, so viele wie noch nie. Im Iglu, unserer Notschlafstelle für ob­dach­­lose Wander­arbeiter, zählten wir 4'697 (3'919) Übernachtungen von 564 (538) Schutzsuchenden.

Sucht und psychische Erkrankungen
Im Pfuusbus mit seinen 44 Betten betrug die durchschnittliche Belegung 49 Personen pro Nacht! Wenn mehr als 44 Notleidende im Pfuusbus einen Schlafplatz suchten, wurden Matratzen auf den Boden zwischen die Betten und auf den Boden ins Aufenthaltszelt gelegt und so Platz geschaffen. Die höchste Belegung mit 65 Gästen gab es in der Nacht vom 24. auf den 25. März. Die schiere Zahl ist das eine, die Betreuung der vielen Gäste das andere. Ein Trend der vergangenen Jahre setzte sich auch in der abgelaufenen Saison fort. Immer häufiger sind Obdachlose, die im Pfuusbus Schutz und menschliche Zuwendung suchen, alkohol- und drogensüchtig sowie psychisch erkrankt. Das macht die Betreuung der nächtlichen Schick­sals­gemeinschaft höchst anspruchsvoll. Wir rechnen es unserem Pfuusbus-Personal hoch an, dass es die Saison ohne aussergewöhnliche Zwischenfälle über die Bühne brachte.

Überforderte Gemeinden und Institutionen
Worauf der markante Anstieg der Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahr zurückzu­füh­ren ist, lässt sich nicht abschliessend beurteilen. Auffallend ist, dass häufiger als in den Vor­jahren Gemeinden und Kliniken aus der ganzen Schweiz Menschen an den Pfuusbus verwiesen. Im Falle Politischer Gemeinden meist deshalb, weil sie infolge der allgemeinen Wohnungs­knapp­heit im Niedrigpreissegment mit immer mehr Hilfesuchenden konfrontiert sind, aber über keine freien Notwohnungsplätze mehr verfügten. Bei Gästen aus Kliniken handelte es sich oft um psychisch auffällige Menschen, die aus medizinischen Betreuungssettings entlassen wurden, für welche die Kliniken aber keine Anschlusslösung fanden.      

Viel Arbeit für unsere Kältepatrouillen
Trotz hoher Belegungszahlen der Notschafstellen: Längst nicht alle Obdachlosen Zürichs nutz­en die Notschlafstellen. Sei es, weil sie Einzelgängerinnen und Einzelgänger sind und Angst vor engen Räumen und Menschen­ansammlungen ha­ben, sei es, weil sie die Angebote nicht ken­nen. Auch um diese Menschen kümmern wir uns. Während der Wintersaison waren – zusätz­lich zu unserer aufsuchenden Gassenarbeit tagsüber und der mobilen Gassenarbeit der Stadt – in vielen Nächten Patrouillen unserer Stiftung im ganzen Stadtgebiet unter­wegs. Die Patrouillen suchen das Gespräch, weisen auf so­ziale und medizinische Angebote hin und begleiten zu Notschlaf­stellen. Obdach­losen, die draus­sen bleiben wollten, händigen sie zum Schutz vor Kälte und Nässe Schlafsäcke und war­me Kleider aus.