Sommer auf der Strasse

Für viele sind die Sommertage das jährliche Highlight. Doch Obdachlose leiden auch an den schönsten Tagen des Jahres.

Es ist Sommer. Die Hitze drückt, der Schweiss läuft und die Freude auf den heimeigenen Ventilator und ein feines Gelato ist gross. Sommer ist auch Openair-Saison. Jährlich versammeln sich tausende Menschen auf den Festival-Geländen und leben für ein paar Tage draussen. Übernachten in Zelten, keine Ventilatoren, minimale Hygienestandards im Tausch gegen tolle Live-Musik.

Was für die meisten Menschen nur von Openairs kennen, ist für Obdachlose Alltag – bloss ohne Live-Musik. Im Sommer besteht zwar nicht die Gefahr, nachts zu erfrieren. Die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz bleibt aber trotzdem. Auf den Strassen sind sie nicht erwünscht, und die Plätze in Notschlafstellen sind beschränkt. Viele ziehen sich darum in den Wald zurück, nicht zuletzt wegen den kühleren Temperaturen unter den Bäumen. Denn während die meisten von uns bei heissen Temperaturen in luftig-leichten Kleidung zur Arbeit dürfen, tragen viele Obdachlose auch im Sommer ihr ganzes Hab und Gut bei sich. Sommerkleidung ist bei ihnen nur wenig oder gar nicht vorhanden.

Dick bekleidet bei praller Sonne oder nach einer schwülen Nacht kommt das Bedürfnis nach einer kühlen Dusche schnell auf. Für uns ist der schnelle Griff zur Duschbrause selbstverständlich, für Obdachlose nicht.

Abhilfe bietet unser Gassencafé, die Sunestube. Zu verschiedenen Tageszeiten empfangen wir Bedürftige und bieten ihnen ein Plätzchen der Ruhe und Gelassenheit. Im kleinen Bad haben sie zusätzlich die Möglichkeit, sich zu erfrischen. «Viele Obdachlose können nachts aus diversen Gründen nicht durchschlafen. Sie nutzen bei uns darum die Zeit während des Frühstücks, etwas Schlaf nachzuholen», sagt unsere Sunestube-Leiterin Christine Diethelm. Der Frühstückstisch ist zwar nicht der bequemste Schlafort, dafür können sich unsere Gäste sicher sein, dass sie niemand ausraubt oder überfällt.