Stricken schafft (Lebens-)Freude

Seit sie für Obdachlose Socken strickt, hat eine betagte Frau wieder Freude am Leben. Ihre wiedergewonnene Vitalität steckt ihr Umfeld an.

Nach einer Hirnblutung hatte die Welt einer 83-jährigen Altnauerin jegliche Farbe verloren. Demoralisiert fehlte ihr jede Lebensfreude. Ihre Tochter überlegte sich, wie sie ihre Mutter aufheitern könnte. «Als ich zufällig von der Arbeit des Sozialwerks Pfarrer Sieber las, kam mir die zündende Idee», sagt Manuela Künzi. «Ich schlug meiner Mutter vor, sie könne Obdachlosen bestimmt eine Freude machen, wenn sie ihnen Socken stricke.» Die Idee schlug ein. Manuela Künzis Mutter begann, erste Socken zu stricken und fing Feuer für diese Art der sinnvollen Beschäftigung. «Bald war sie nicht mehr zu bremsen und stricke seither Socken im Akkord», schmunzelt Manuela Künzi. 

Ansteckende Begeisterung

Und die wiedergewonnene Lebensfreude wirkt ansteckend. Rasch gesellten sich ein halbes Dutzend weitere Frauen dazu und begannen mit dem Stricken von Socken. Selbst Manuela Künzi konnte sich der Begeisterung nicht entziehen und fragte Firmen noch für weitere nützliche Sachspenden an. «Nachdem man mir beim Sozialwerk von Pfarrer Sieber erklärt hatte, was Obdachlose besonders gut brauchen können, fragte ich Firmen in der Region um Kosmetik- und Hygieneartikel an.» Mit durchschlagendem Erfolg. Manuela Künzi bekam Nivea- und Rauschprodukte sowie Parfummüsterli geschenkt oder zu Vorzugskonditionen. So konnten die beherzte Wohltäterin und das Ehepaar Ernst und Ursula Schönholzer dem Sozialwerk Pfarrer Sieber Anfang November 60 liebevoll mit Kalligrafiestift beschriftete Geschenkpakete und drei Kartonschachteln voller Wollsocken überbringen. Diese Päckli durfte das Sozialwerk Pfarrer Sieber an Weihnachten Bedürftigen schenken. Zweifellos zur Freude der Beschenkten und der Schenkenden.