«Mit Gürkli wohne ich zurzeit in Brothuuse»
Hier kommt Pascal nach einer schweren persönlichen Krise wieder auf die Beine.
Nach meiner vierjährigen Lehre als Siebdrucker probierte ich verschiedene Jobs aus: Ich arbeitete in Restaurants als Servicefachkraft und half im Gartenbau aus. Vor etwas mehr als zwei Jahren gab ich dann meine eigene Wohnung auf, um bei meiner Freundin einzuziehen. Kurz darauf wurde sie schwanger. Doch die anfängliche Freude des Vaterglücks verwandelte sich schnell in eine schmerzhafte Enttäuschung, als sich herausstellte, dass ich nicht der leibliche Vater des Kindes war.
Diese Erfahrung warf mich aus der Bahn und ich zog vorübergehend in ein Hotelzimmer. Später lebte ich in einer Wohnung über einem Restaurant, das aufgrund der Corona-Pandemie vorübergehend geschlossen war. Bald darauf stellte dieses seinen Betrieb dauerhaft ein und ich stand auf der Strasse. Vom Sozialamt wurde mir ein Beistand empfohlen, der mir half, in einer sozialen Einrichtung unterzukommen. Fündig wurde ich beim Sozialwerk Pfarrer Sieber, wo ich innert kürzester Zeit ein Zimmer in der Notwohnsiedlung Brothuuse erhielt.
Hier fand ich endlich wieder ein Zuhause. Das Verhältnis in meiner Siebner-Wohngruppe ist kollegial. Wir kochen zusammen, kümmern uns um den Garten und haben ein offenes Ohr füreinander.
In meiner Freizeit bin ich oft mit meiner treuen vierbeinigen Begleiterin Gürkli unterwegs. Meistens fahren wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an den Zürisee oder in die Allmend beim Sihlcity, da Hunde dort von der Leine dürfen. Gerne würde ich noch mehr unternehmen, aber oft lässt es sich nicht mit der Hundebetreuung vereinbaren. Am Sonntag besuche ich regelmässig den Gottesdienst in einer Freikirche.
Mein Glaube gibt mir Halt und Kraft auf meinem Lebensweg. Obwohl meine eigenen Mittel bescheiden sind, ist es mir wichtig, etwas zurückzugeben; das deckt sich mit den Werten meines christlichen Glaubens. Deshalb engagiere ich mich jeden Dienstag bei einem sozialen Dienst, der Suppen für Bedürftige und Geflüchtete zubereitet.
Für mein Zimmer in Brothuuse bin ich sehr dankbar. Die Einrichtung bietet mir ein Fundament, auf dem ich meine Zukunft planen und aufbauen kann. Gerne würde ich wieder arbeiten und selbst für meinen Unterhalt aufkommen. Doch meine psychische Beeinträchtigung lässt das nicht zu, weshalb ich eine Invalidenrente beantragte. Vor kurzem habe ich mich bei der Stadt für eine Sozialwohnung angemeldet, mit dem Ziel, in die Selbständigkeit zurückzukehren. Zusammen mit Gürkli an meiner Seite und irgendwann auch mit einer eigenen Familie.
• Michael Rohrbach, freier Mitarbeiter