«Hier sind wir Frauen ganz unter uns»

Seit einem Jahr gibt es Fraueziit in der Sunestube. Der Zuspruch ist gross, was die Bedeutung des Angebots unterstreicht.


Unterschiedlichste Gründe zum Kommen
«Ohne die Fraueziit gäbe es mich nicht mehr», sagte jüngst eine Besucherin des Angebots, das seit einem Jahr jeden Montag im Gassencafé Sunestube in Zürich stattfindet. Eine drastische Äusserung, die Betreuerin Karin Verga aber nicht überrascht. «Zu uns kommen Frauen aus unterschiedlichsten Gründen, fast alle aber aus prekären Lebenssituationen.» Viele kämen aus dem Sex-Gewerbe oder aus Abhängigkeitsverhältnissen, etliche seien obdachlos. «Wenn Frauen barfuss in die Sunestube treten, macht das schon sehr betroffen», sagt Karin Verga.

Sicherer Schutzraum zur Erholung
Die Fraueziit will solchen Frauen eine Insel der Erholung sein. Seit einem Jahr gehört die Sunestube an der Kreuzung Militär-/Langstrasse montags von 12 bis 19 Uhr ausschliesslich Frauen. Männer müssen dann draussen bleiben. Nach anfänglicher Irritation haben die männlichen Gäste das Angebot, welches das Sozialwerk Pfarrer Sieber zusammen mit den Organisationen Netz 4 und Solidara betreibt, akzeptiert und äussern auch immer wieder ihren Respekt dafür. Zumal sie wissen, wo sie in dieser Zeit in anderen Angeboten unterkommen können. Gegenwärtig nutzen jeweils 30 bis 35 Frauen die männerfreie Sunestube. Die Besucherinnen schätzen es, für einige Stunden unter sich zu sein und ihre Sorgen, Ängste und Hoffnungen untereinander austauschen zu können.

Gemeinschaft zur Stärkung
Bedeutsames Element der Fraueziit ist der von den Gästen jeweils gemeinsam vorbereitete Zvieri. Die Gemeinschaft mit anderen Frauen stärkt sie. Sie freuen sich aber auch über konkrete Unterstützung. Etwa, dass sie sich im Lokal duschen und ihre Kleider waschen können. «Oder dass wir Frauen auf Wunsch zur Sozialberatung des Sozialwerks Pfarrer Sieber oder an andere Fachstellen vermitteln», so Verga. Immer wieder könnten die Betreuerinnen ihre Gäste auch bei speziellen Anliegen und Problemen wie gynäkologischen Fragen, bei Rechtsauskünften etc. unterstützen. «Aufgrund der Rückmeldungen sind wir überzeugt, dass die Fraueziit den Besucherinnen nicht nur wohl tut, sondern auch Türen öffnet und Perspektiven schafft.

• Walter von Arburg, Leiter Kommunikation und Mittelbeschaffung