einsam

Esma ist Patientin in unserem Fachspital. Ihr Leben gleicht bislang einer tragischen Reise.

Esma durchlebte in Bulgarien eine schwere Kindheit. Als junge Frau zog sie mit ihrem Mann nach Deutschland. Als dieser sie verliess, fand sie einen neuen Freund, dem sie in die Schweiz folgte. Auch von ihm wurde sie vor kurzem verlassen, was in ihr eine abgrundtiefe Trauer auslöste – obwohl sie weiss, dass er nicht gut für sie war. Sie hat keine Familie mehr, die sie unterstützen könnte, und nur wenige Freunde in der Schweiz. Das nächste Unheil, das über sie hereinbrach, war eine schwere Augenkrankheit. Die dramatisch abnehmende Sehkraft machte sie rasch abhängig on anderen Menschen. Auf sich gestellt kam sie im Alltag nicht mehr zurecht. Wegen der Augenkrankheit und weil sie kein Geld hatte, kam sie in den Sune-Egge. Die inzwischen schwer sehbehinderte Frau wartet nun auf ihre Operation.

Täglich kommt sie ins Kunstatelier des Sune-Egge, um zu malen. Das Atelier ist gegenwärtig ihr einziger Lichtblick im Leben. Hier findet sie Gemeinschaft und Menschen, die sich für sie Zeit nehmen und ihr zuhören. Ihr Thema ist die Heimatlosigkeit und die Einsamkeit. Beim Erzählen von sich und ihrem Leben fand Esma etwas über sich heraus, das sie selbst überraschte: Sie liebt das Malen, obschon sie seit ihrer frühesten Kindheit nie mehr zu Pinsel oder Stift gegriffen hatte. Und so freut sich Esma über jedes entstandene Bild. Weil sie kaum mehr etwas sieht, malt sie grosse Bilder mit klaren Konturen und starken Farben. (jm)