Ich bin bereit!

Im Sunedörfli packt Lukas (38) seine Zukunft. Hier findet er Unterstützung, um den Schritt in ein eigenständiges Leben zu wagen.

«Das Leben meinte es nicht immer gut mit mir. Die Trennung von meiner Frau und den beiden Töchtern zog mir den Boden unter den Füssen weg und ich musste meine Firma für Naturgärten aufgeben.

In Pfarrer Siebers Notwohnsiedlung Brothuuse fand ich Halt, um mich zu sortieren und auf einen Neustart vorzubereiten. Nach gut einem Jahr folgte der Umzug ins Rehabilitationszentrum Sunedörfli bei Hirzel. Die Lage mitten in der Natur und fernab vom Milieu tut mir gut, hier kann ich mich weiter stabilisieren und erhalte Unterstützung. Die Gespräche mit Sozialpädagogen, Yogastunden sowie eine feste Tagesstruktur sind sehr wertvoll für meine Gesundheit. Ausserdem darf ich mich als gelernter Landschaftsgärtner um die Umgebung des Sunedörfli kümmern. Mit Hund Peppino, meinem treuen Begleiter, wohne ich in der Aussenwohngruppe. Dieses Umfeld stärkt mich, damit ich meine Ziele für die Zukunft anzupacken kann.

Im letzten Frühling ersteigerte ich mit einem finanziellen Vorschuss meines Vaters einen Bauwagen, den ich zu meinem neuen Zuhause umbaue. Für die Renovation und das Baumaterial fragte ich um Unterstützung an. Zu meiner grossen Freude erklärte sich eine Stiftung bereit, sich an den Kosten zu beteiligen. Unweit des Sunedörfli erhielt ich bei einem Bauernhof für meinen Bauwagen einen Stellplatz. Im Gegenzug helfe ich einmal in der Woche beim Ausmisten oder Füttern der Tiere aus. In dieser idyllischen Natur zwischen Hühnern und Kühen fühle ich mich wohl und kann mich in Ruhe dem Umbau widmen. Bei der handwerklichen Arbeit steht mir mein Arbeitsagoge aus dem Sunedörfli zur Seite. Zu zweit kommen wir nicht nur schneller voran, sondern können knifflige Aufgaben gemeinsam anpacken.

Der Bauwagen bietet etwa 15 Quadratmeter Wohnraum. Platz genug für eine kleine Kochnische, einen Esstisch und einen Schlafraum. Das Schlafzimmer trenne ich mit einer Schiebetür vom restlichen Wohnraum ab. Es ist mir wichtig, einen gemütlichen Schlafplatz für meine Töchter einzurichten, wenn sie mich besuchen. Für die Stromversorgung sorgen Solarpaneele.

Mein grosser Wunsch ist eine autarke und möglichst unabhängige Wohnsituation, um meinen Traum eines selbstständigen Lebens zu verwirklichen. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, den Bauwagen noch in diesem Sommer fertig zu stellen. Für mein künftiges Zuhause suche ich nun einen dauerhaften Stellplatz. Hierfür reicht mir ein kleines Stück Land in einem Vorgarten, auf einem Campingplatz, einem Landwirtschaftsbetrieb oder Industrieareal in der Grossregion Zürich.

Nicht nur mein Zuhause nimmt Form an, sondern auch meine berufliche Zukunft. Durch eine Bekannte bin ich auf die Ausbildung zum Peer aufmerksam geworden. Die Funktion als Bindeglied zwischen Fachleuten und Klienten in psychosozialen Einrichtungen interessiert mich sehr. Hier habe ich die Möglichkeit, die eigenen Erfahrungen unterstützend einzubringen und etwas zurückzugeben, was ich selbst erhalten und erfahren habe. Denn ohne die Unterstützung von Pfarrer Siebers Sozialwerk wäre ich nicht da, wo ich heute stehe.»

• aufgezeichnet von Michael Rohrbach, freier Mitarbeiter