Sie nimmt sich Zeit

Daniela arbeitet seit fünf Jahren im Nemo, der Notschlafstelle für Jugendliche. «In meinem ursprünglichen Job in einer Bank betreute ich am liebsten Kunden mit Problemen. So lag es auf der Hand, die Ausbildung zur Sozialbegleiterin zu machen.»

Im Nemo hilft sie jungen, in Not geratenen Menschen, sich zu stabilisieren. Sie führt Gespräche, spielt oder isst gemeinsam mit ihnen. «Solche eigentlich selbstverständlichen Dinge schätzen sie sehr.» Wenn Leute übernachten, die psychisch nicht stabil sind, müsse sie als Betreuerin in der Nacht besonders wachsam sein, um eingreifen zu können. Dennoch biete ihr die Nachtschicht Lebensqualität, sagt Daniela, da sie, meist einigermassen ausgeruht, am Tag etwas unternehmen könne.

Für viele junge Obdachlose sei das Nemo eine Art Sprungbrett. Eine Geschichte ist Daniela besonders in Erinnerung. Ein ehemaliger Klient sei vorbei­gekommen und habe nach seinem damaligen Eintrittsdatum ins Nemo gefragt. Jener Tag habe sein Leben verändert und er wolle sich das Datum deswegen tätowieren lassen. 

• Sandro Süess