«Ich traue mir wieder etwas zu.» 

Ein Schlüsselerlebnis vor drei Jahren führte dazu, dass sich Lukas für eine Rehabilitation im Sunedörfli entschied. 

«Nach einer Überdosis schrammte ich nur knapp am Tod vorbei. Dieses Erlebnis weckte in mir den Willen, mein Leben zu ändern – nicht nur mir, sondern auch meinen Kindern zuliebe. Und meinem Hund Peppino, der seit über acht Jahren mein treuer Begleiter ist. Ich wollte mich von der Sucht befreien und nicht mehr gefangen sein.

Die Zeit im Sunedörfli war mein längster Aufenthalt an einem festen Ort. Das lag unter anderem daran, dass ich mich von den Bezugspersonen stets verstanden und liebevoll begleitet fühlte. Die Unterstützung, die ich erhielt, war massgebend für meine Genesung. Die Tätigkeiten im Garten, in der Werkstatt oder auf dem naheliegenden Bauernhof gaben mir Verantwortung und eine wichtige Tagesstruktur.

Dank der Gemeinschaft mit den anderen Bewohnern bei gemeinsamen Mittagessen, gemütlichen Fernsehabenden und guten Gesprächen fand ich die nötige Ruhe, um auf meinem Weg zu bleiben und nicht die Flucht zu ergreifen. Auch dass mich meine Kinder hin und wieder am Wochenende besuchen durften, bedeutete mir viel.

Während meines Aufenthalts wurde das Sunedörfli zu einem neuen Zuhause, in dem ich meinem Leben eine neue Richtung geben konnte. Die Rehabilitation war intensiv und wegweisend für mich. Besonders herausfordernd war es, mich meinen inneren Dämonen zu stellen und den Entzug durchzustehen. Mehrmals stiess ich dabei an meine Grenzen. Doch die Geduld und Mühen zahlten sich aus.

Im Anschluss an die Rehabilitation habe ich mich bewusst gegen eine weitere Substitution entschieden, da ich meinen Weg zur Suchtfreiheit selbstbestimmt und unabhängig beschreiten wollte. Diese Erfahrung war wichtig und hat mir schliesslich geholfen, wieder zu meiner Stärke und meinem Selbstvertrauen zurückzufinden, das ich einst als Familienvater und Landschaftsgärtner hatte.

Im Sunedörfli fühlte ich mich stets unterstützt; für jede Herausforderung gab es eine Lösung, was neue Ressourcen in mir freisetzte. Selbst der Traum einer eigenen Behausung wurde wahr. Heute wohne ich mit Peppino auf einem Campingplatz im idyllischen Zürcher Oberland. In meinem umgebauten Bauwagen, den ich mit Unterstützung verwirklichen konnte. Hier fühle ich mich wohl und habe Kontakt zu anderen Campinggästen, die ich sehr schätze.

Beruflich absolviere ich zurzeit ein Arbeitstraining als Landschaftsgärtner in einem Teilzeitpensum. Die Selbstverantwortung und die Aussicht auf eine Festanstellung fühlen sich gut an und machen mir Mut. Dazu nehme ich auch gerne in Kauf, dass ich hierfür noch früher in den Tag starte als im Sunedörfli. In meiner Freizeit kümmere ich mich gerne um den Umschwung meines Bauwagens, gehe mit Peppino spazieren oder höre Musik. Gerne würde ich auch meine Kinder häufiger sehen und habe hierfür im Bauwagen ein eigenes Zimmer vorbereitet für den Fall, dass sie mich besuchen kommen.

Meine wiedergewonnene Selbstständigkeit motiviert mich täglich, an mir zu arbeiten. Die strukturierte Tagesform während meiner Rehabilitation war eine wichtige Basis, um den Herausforderungen im Alltag standzuhalten. Mein Ziel ist es, frei von Rückfällen zu bleiben und alte Suchtmuster zu durchbrechen. Ausserdem möchte ich mich in naher Zukunft von der Invaliditätsversicherung lösen und vollständig auf eigenen Beinen stehen.

Das Sunedörfli bleibt weiterhin ein wichtiger Bezugsort. Vor kurzem fand ein erstes Treffen mit ehemaligen Bewohnern statt, das ich zusammen mit einem Seelsorger organisieren durfte. Dieser Austausch ist wichtig für alle, die wieder in ihr eigenes Leben zurückfinden konnten.»

• aufgezeichnet von Michael Rohrbach, freier Mitarbeiter