einfühlsam und klar

Regula Forrer bietet im Pfuusbus obdachlosen Gästen bereits seit drei Winter warme Nächte, Mahlzeiten und Anteilnahme. 

«Ich möchte für unsere Gäste da sein und ihnen ein Zuhause für die Nacht geben.» So bringt Regula Forrer ihr Engagement im Pfuusbus auf den Punkt. Bereits drei Winter lang hat sie in der Notschlafstelle beim Strassenverkehrsamt frierende Obdachlose in Empfang genommen. Wenn Forrer von ihrer Arbeit redet, leuchten ihre Augen. Doch wie ist es, mit Menschen zu arbeiten, die in der Gesellschaft ganz unten stehen? Die in dreckigen Kleidern ankommen und selten gut riechen? «Das spielt für mich keine Rolle. Ich sehe jeden Menschen als besondere Person mit eigener Geschichte und begegne ihnen auf Augenhöhe», sagt sie bestimmt. 

Als Verantwortliche im Pfuusbus hat Forrer nicht den Anspruch, das Leben ihrer Gäste zu ändern. Viele, die auf der Strasse leben und im Pfuusbus ein warmes Abendessen und ein Bett bekommen, sind drogensüchtig, manche psychisch krank. Am nächsten Morgen seien sie immer noch süchtig und obdachlos. «Aber ich tue alles, damit sie eine angenehme Zeit bei uns verbringen und sich sicher fühlen», sagt die 47-Jährige. 

Dazu gehört auch, dass sie Menschen zur Seite nimmt, wenn sie laut werden. «Ohne Regeln geht es nicht», erklärt Forrer. «Mein Job ist auch, dafür zu sorgen, dass sich alle daran halten.» Im Schlafzelt mit den Etagenbetten übernachten in kalten Nächten 35 bis 40 Männer und Frauen. «Wenn eine Frau sich inmitten von Männern unwohl fühlt, biete ich ihr an, vorne im Aufenthaltszelt zu übernachten», so Forrer. Um Unruhe zu vermeiden, soll im Schlafzelt wirklich nur geschlafen werden. 

Wenn zwei Pfuusbus-Gäste aneinandergeraten, versucht Forrer, zu schlichten und die Streithähne zu beruhigen. Manchmal schlägt sie zur Deeskalation einen Spaziergang vor oder gemeinsam «eine zu rauchen». Allen gerecht zu werden, sei manchmal herausfordernd. «Wenn ich merke, dass jemand bedrückt oder traurig ist, heisst das noch nicht, dass er oder sie reden will. Ich taste mich dann vorsichtig heran. Manchmal brauchen die Gäste jemanden, der ihnen zuhört. Manchmal hilft es schon, wenn die Person merkt, dass ich da bin.» 

• Anita Merkt, freie Mitarbeiterin