Der Pfuusbus ist weit mehr als ein Bus. 

Wenn die Gäste vom Pfuusbus erzählen, haben sie oft ein Strahlen im Gesicht, das eigentlich nicht zu ihren Geschichten passt.

Es geht um schlaflose Nächte und vereiste Schlammböden. Um die Frage, wie man aus einer Handvoll schräger Zutaten einen währschaften Znacht zusammenstellt. Oder es geht um ein junges Paar, vom Regen tropfnass und er mit einem gebrochenen Bein, das morgens um Zwei Zuflucht sucht.

Der Pfuusbus, für mich, ist ein Weihnachtswunder, das schon mit seiner Eröffnung im November beginnt. Wie sonst könnte man erklären, dass mitten auf einer scheinbar gottverlassenen Brache an der Endhaltestelle einer Tramlinie in einem ausrangierten LKW Winter für Winter eine Gemeinschaft entsteht. Auch wenn’s mal rumpelt: Der Mensch, hier, ist zuallererst Mit-Mensch.

Und wie es mit Weihnachten eigentlich auch sein sollte: 
Der Pfuusbus begleitet uns durch das ganze Jahr. Er zeigt uns eine neue Art, die Welt zu sehen. In der kalten Jahreszeit bietet er Wärme und Gemeinschaft; im Sommer tragen uns die Hoffnung und der Glaube an die Menschen, die in ihm Winter für Winter wieder Heimat finden. 

Im vergangenen Jahr haben wir sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Wir feierten nicht, dass es diesen Ort braucht, weil es Menschen gibt, die durch alle Maschen fallen oder ein plötzliches Trauma erleben müssen. Wir feierten, weil mit dem Pfuusbus ein Ort entstanden ist, an dem man aufeinander schaut. Ein Ort, an dem man sein kann, wie man eben ist. Gut aufgelegt, schlecht aufgelegt, hässig auf die Welt, durchfroren und erschöpft – und mit allem willkommen ist. Ein Ort der Gemeinschaft, für den man sich nicht erst qualifizieren muss – man darf sich ihm einfach anvertrauen.

Es könnte einen verzweifeln lassen, dass es ihn braucht. Schaffen wir es als Gemeinschaft nicht besser, aufeinander Rücksicht zu nehmen? So brauchen wir dieses Weihnachtswunder Winter für Winter, Jahr für Jahr, um nicht an den Grenzen unserer menschlichen Gemeinschaft zu verzweifeln. Um uns zu stärken an einer Gemeinschaft wie der des Pfuusbus, die ohne Ansehen der Person offen ist für alle. Damit wir weiter hoffen und handeln können, bis es den Pfuusbus eines Tages nicht mehr braucht, weil wir als Gesellschaft es geschafft haben, echte Gemeinschaft zu leben.

«Du bisch nöd eläi» steht auf dem Bus. Mir brennt das Herz, wenn ich daran denke, wie viele von Ihnen uns zum Teil schon sehr lange oder auch ganz neu begleiten und unterstützen, um dieses kleine, grosse Weihnachtswunder möglich zu machen und weiter in die Welt zu tragen.

• Friederike Rass, Gesamtleiterin