30 Jahre Menschlichkeit

Der Sune-Egge war zuerst ein Sterbehospiz, heute ist er ein Fachspital für Sozialmedizin und Abhängigkseitserkankungen. Stets war der Sune-Egge ein Hort der Menschlichkeit und der Zuwendung.

Der Dichter-Pfarrer Kurt Marti (1921–2017) brachte die Zeilen zur Bildlegende 1996 zu Papier. Er stiess damit einen stillen Schrei aus gegen Einsamkeit, Verwahrlosung und das Übergangen- und Vergessenwerden. Dinge, welche insbesondere die dem Sune-Egge anvertrauten Menschen immer wieder einholt: Von der Sucht gezeichnet, von zahlreichen Krankheiten geschwächt, von offenen Wunden an Leib und Seele gequält: «u niemer wos merkt u niemer wo suecht».

Von 1996 – also aus der Zeit, da Kurt Marti den stillen Schrei gegen das Vergessenwerden formulierte – stammt ein Briefwechsel zwischen dem damaligen leitenden Arzt, Dr. Walter Munz, und einem Patienten namens Marco: Marco musste in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Er wehrte sich, hatte Angst. Walter Munz schrieb ihm von Hand (!): «Deine heutige Überweisung nach XY hat mich sehr traurig gemacht. Die Begegnung mit Dir hat mich von Anfang an beeindruckt. Ich schätze Dich als Mitmenschen und Patienten wohl mehr als Du gespürt hast …»

Diese Menschlichkeit macht den Sune-Egge, seit 2012 auf der Spitalliste A des Kantons Zürich, bis heute zu einem einzigartigen Haus. Es steht ganz im Dienst von Menschen mit schwierigsten Lebens- und Krankheitsbildern und ist eng mit ihnen verbunden. Der Sune-Egge holt Menschen aus den Schatten der Vereinsamung und der Verwahrlosung.
Mit Kurt Martis Worten: «öpper wos merkt u öpper wo suecht».

• Pfr. Christoph Zingg, Gesamtleiter