Wir stützen und schützen

Menschen in Notlagen aufzufangen, ist unser Auftrag. Wir versuchen zu helfen, wo sonst niemand mehr hilft.

Andrea wartet mit ihrer Tochter an der Hand in der Ankunftshalle des Flughafens Zürich auf ihren Koffer. Sie unterscheidet sich nicht von anderen Reisenden, die an diesem Nachmittag in Kloten gelandet sind. Und auch die Frau, die auf der anderen Seite der Schiebetür auf die beiden wartet, fällt nicht auf. Das Wiedersehen ist herzlich, die Umarmungen innig. Jetzt wird spürbar, dass die drei durch eine besondere Beziehung miteinander verbunden sind.

So selbstverständlich die Heimkehr Andreas mit ihrer Tochter aussieht, ist sie nicht: Bereits als sie 13 Jahre alt war, nahm Andrea harte Drogen. Nach dem Schulabschluss ging nichts mehr: Entzüge, Männer, Rückfälle und Job- und Wohnungskündigungen. Andrea war im freien Fall. Zwei Kinder wurden ihr von den Behörden weggenommen. Das dritte Kind – die Tochter an ihrer Hand – durfte sie lange nur unter Aufsicht und für drei Stunden pro Monat sehen.

Des Lebens müde, von der Sucht gezeichnet und in ihrer Seele tief verletzt, liess sie sich vor drei Jahren in unserer Therapiestation Sunedörfli anmelden, ohne wirklich an eine Chance zu glauben. Einfach mal wieder weg von der Gasse.

Die Menschen, die sie antraf, begegneten ihr behutsam und hörten zu. Der Wunsch, eine Therapie zu machen, wurde zum Willen, dem Andrea eisern folgte. Ihrer Tochter die Mutter zu werden, die sie braucht und solange sie sie braucht, wurde ihr Ziel, für das sie bis heute täglich hart arbeitet. Getragen von Menschen, die ihr vertrauen, geborgen in einem Umfeld, das ihre Geschichte respektiert und ihre Würde schützt. Sie arbeitet an ihrer beruflichen Zukunft, will ihr Leben auch materiell wieder selber bestreiten. Seit einem Jahr verbringt sie die Wochenenden mit ihrer Tochter, ohne Aufsicht.

Sie verlässt die Ankunftshalle des Flughafens, rechts ihre Bezugsperson, die längst zur verlässlichen Vertrauten geworden ist, links ihre Tochter, mit der sie zehn wunderbare Ferientage verbringen durfte. Aufgefangen.

• Pfr. Christoph Zingg, Gesamtleiter