Im Gespräch mit Sonja Zöchling

Sonja Zöchling (*1956) arbeitet seit 1986 in der Unternehmenskommunikation des Flughafens Zürich und leitet diese seit 2008.

Wie hat sich Ihr Bild des Flughafens seit Ihrem Stellenantritt vor 34 Jahren verändert?
Der Flughafen hat sich in dieser Zeit enorm verändert. Er ist moderner und grösser geworden. Die Zahl der Passagiere hat sich von 16‘276‘699 im Jahr 1986 auf 31‘113‘488 im Jahr 2019 fast verdoppelt. Das Mobilitätsbedürfnis von Bevölkerung und Wirtschaft hat sich in unserer globalisierten Welt stark verändert.

Wann ist Ihnen erstmals bewusst geworden, dass Obdachlose am Flughafen leben?
Ich habe im Flughafen oft obdachlose Menschen beobachtet, vor allem noch vor den grossen Ausbauetappen. Zeitlich kann ich das nicht mehr so genau einordnen. Ich erinnere mich aber noch gut, dass diese Menschen damals recht gut organisiert waren und sich gegenseitig respektierten. Sie haben «ihr Reich» gegen Störenfriede verteidigt. Seit ein paar Jahren übernachten keine obdachlosen Menschen mehr am Flughafen. Wohl nicht zuletzt auch deshalb, weil sie vom Flughafenpersonal auf die Einrichtungen des SWS aufmerksam gemacht werden.

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie Obdachlose sehen?
Dass es Menschen gibt, die kein Dach über dem Kopf und keine festen Strukturen haben, berührt mich. Ich frage mich jeweils, an welchem Punkt im Leben dieser Menschen etwas schiefgelaufen ist. Und ich bin immer dankbar dafür, dass es mir gut geht und dass ich mich stets auf meine Familie und Freunde verlassen kann.

Welche Pläne haben Sie für Ihre Zeit nach der Karriere?
Wahrscheinlich zu viele. Ich möchte italienisch lernen. Ich verstehe zwar recht viel, sprechen kann ich aber praktisch nicht. Ich wurde auch angefragt, das Jubiläumsbuch des Flughafens Zürich zu schreiben. Der Flughafen feiert 2023 seinen 75. Geburtstag. Und wer weiss, vielleicht bin ich dereinst auch als Tourguide für Spezialführungen an «meinem» Flughafen anzutreffen.

Was imponiert Ihnen an Pfarrer Sieber?
Ich finde es bemerkenswert, wie er sich ein Leben lang für Menschen eingesetzt hat, denen es nicht gut geht und die sich am Rande der Gesellschaft bewegen.

Welche gesellschaftliche Rolle soll das Sozialwerk Pfarrer Sieber Ihrer Meinung nach heute spielen?
Es ist gut, dass es Institutionen wie das Sozialwerk Pfarrer Sieber gibt. Weil es immer Menschen geben wird, die auf die Hilfe und Unterstützung anderer angewiesen sind.
«Ich finde es bemerkenswert, wie Pfarrer Sieber sich ein Leben lang für Menschen am Rande der Gesellschaft eingesetzt hat.»