Wohin die Flügel der Sehnsucht tragen

Schicksalsschläge machen Träume zunichte. Wir versuchen, Mut und Hoffnung zu vermitteln.

Der Mundartrocker Gölä besingt die Sehnsucht nach Licht und Weite, nach Wärme und Freiheit. Diese Sehnsucht, die Tausende Menschen Jahr für Jahr zu wunderschönen Orten auf der ganzen Welt reisen lässt. Besser gesagt: reisen liess, denn die Corona-Pandemie hat Reiseträumen aus der Schweiz hinaus einen schweren Riegel vorgeschoben. Ferien in der Schweiz sind stattdessen gefragt wie nie: Vierwaldstättersee statt Adria, Creux du Van statt Grand Canyon, Neuchâtel statt Nizza. Entsprechend beworben werden Schweizer Destinationen auf Internet-Plattformen,

Plakatwänden und über Funk und Fernsehen. Und ja, unser Land ist wunderschön – auch hier gibt es Orte, wo es kaum regnet, wenig Nebel hat, die Sonne scheint und wo sich die Seele Raum greifen kann. Für die uns anvertrauten Menschen erfüllen sich Träume von Reisen in ferne Länder selten. Und auch Ferien in der Schweiz sind kaum möglich. Ihre Lebensreise hat sie an einen Punkt geführt, der sie persönlich, gesundheitlich, sozial und materiell maximal einschränkt: Suchtkrank, arbeitslos, einsam, von Verwahrlosung bedroht, in unsicheren Wohnsituationen oder gar obdachlos. Am Anfang, ja, da stand diese Sehnsucht, auf- und auszubrechen, das Leben mit beiden Händen zu greifen, alles anders und besser zu machen. Oft geschah dies aus einer tiefen persönlichen Not heraus. Alkohol und Drogen waren billige, aber schlechte Reisebegleiter, verhiessen viel, hielten wenig und machten viel kaputt. Die hoffnungsvoll begonnene Lebensreise endete vorerst auf der Gasse. Es ist kein Zufall, dass die Sunestube in den 1990er-Jahren als Reisebüro getarnt eröffnet wurde. Vielen Menschen, die auf ihrer Lebensreise in eine Sackgasse geraten sind, ist sie heute der Ort, wo es weder Nebel noch Regen gibt. Dafür Menschen, die zuhören, ermutigen und Wertschätzung vermitteln. Ein gutes Lebensgefühl. Viele der uns anvertrauten Menschen finden in der Sunestube es Land, wo sie Sunne hei – und den Mut, ihre Lebensreise neu aufzunehmen.

Pfr. Christoph Zingg, Gesamtleiter