Im Gespräch mit Stephan Widrig

Stephan Widrig (*1972) ist seit 1999 für die Flughafen AG Zürich tätig, seit 2015 als Geschäftsführer.

Der Flughafen ist von den Folgen der Pandemie hart getroffen. Wie viele Menschen sind davon direkt und indirekt betroffen?

Direkt am Flughafen Zürich arbeiten rund 25'000 Personen. Hinzu kommen viele Zulieferer ausserhalb des Flughafens. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm, viele Flughafenangestellte auf Kurzarbeit und auch fürs Herz tut es weh, den Flughafen so leer zu erleben.

Was bedeutet das für Sie als CEO?

Zusammen mit den Partnern mussten wir unglaublich flexibel agieren – man wusste nie, wie sich die nächsten Wochen entwickeln werden. Wir haben versucht, als Arbeitgeber trotz schwieriger Umstände der Solidarität gegenüber unseren Mitarbeitenden ein hohes Gewicht zu geben. Und ebenso wichtig war die transparente Kommunikation, um die Ängste abzuholen und den Teamspirit nicht zu verlieren.

Wie gehen Sie persönlich mit den Corona-Einschränkungen um, und wie tanken Sie Kraft für Ihren Job?

Ich bin grundsätzlich ein optimistischer und anpassungsfähiger Mensch. Manchmal war der Frust sicher auch da, aber wir haben als Team immer versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Auch meine Familie gibt mir Rückhalt.

Wie hat Corona Ihre Sicht auf Armut und Randständigkeit verändert?

Gerade in der Krise besinnen sich die Menschen wieder darauf, wie gut es ihnen eigentlich geht. Daraus entsteht auch das Bedürfnis, denjenigen zu helfen, denen es nicht so gut geht. Trotzdem trifft die Krise natürlich die Schwächsten am härtesten.

Seit gut drei Jahren vermittelt Ihr Unternehmen am Flughafen gestrandete Obdachlose an uns. Wie beurteilen Sie diese Zusammenarbeit mit dem SWS?

Für uns hat sich die Zusammenarbeit sehr bewährt. Wir vertrauen dem SWS und mischen uns nicht ein, wie die Sieber-Leute ihre Aufgabe wahrnehmen sollen. Wir leisten unseren Beitrag dazu, dass Obdachlose gut betreut sind. So profitieren die Obdachlosen, das SWS und der Flughafen.

Gibt es Ihrer Ansicht nach eine Lehre, die wir als Gesellschaft aus Corona ziehen sollten?

Als Unternehmen brauchen wir gesunde Mitarbeitende – und die Mitarbeitenden brauchen gesunde Unternehmen. Tragen wir beiden Sorge, den Menschen und der Wirtschaft.