Liebe lebt auf

Liebe ist mehr als ein Gefühl. Sie ist der Grund unseres Lebens.

Dieses Lied geht zurück auf «Now the green blade rises», das John Macleod Crum 1928 geschrieben hat. Der deutsche Theologe Jürgen Henkys übersetzte es 1976 ins Deutsche und schuf damit eines der schönsten Osterlieder unserer Zeit.

Es beschreibt nicht nur das österliche Geschehen, die Auferstehung aus dem schieren Tod ins Leben auf eine wunderbare zarte Weise. Es gibt auch den Lebenskreisen der uns anvertrauten Menschen auf ganz besondere Art Ausdruck: Dem Tod und dem scheinbar unvermeidbaren Versinken in der irdischen Endlichkeit oft so nahe wie ein in die Erde gefallenes Korn, erwachen sie zu neuem Leben. Sie blühen von Neuem auf, wenn sie bei uns Wurzeln schlagen. Sie wissen den austreibenden Keim ihrer neuen Lebenshoffnung in der Nächstenliebe und Zuwendung unserer Mitarbeitenden geschützt: Liebe, die längst erstorben schien, lebt auf.

René W. malte das Bild, das diese Ausgabe der Sieber Ziitig schmückt: Grüne Halme, die wie Weizen wachsen, fest verwurzelt und aufmerksam beobachtet von einem bunten Vogel, der ob des neu erwachten Lebens aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. René hat einen grossen Teil seines Lebens in unseren Einrichtungen verbracht. Schwer suchtkrank, physisch und psychisch gezeichnet von Scheitern, Substanzen, Gewalterfahrungen.

Die Hoffnung auf ein gelingendes Leben hat er nie verloren. Immer wieder gelang es ihm, Wurzeln zu schlagen. Immer wieder hat sich sein Lebenskeim dem Licht des Lebens entgegengestreckt. René ist nicht mehr unter uns. Sein Bild hat er uns dagelassen. Er malte dieses Bild der Liebe, die wie Weizen wächst und uns alle immer neu zum Staunen bringt.