Lukas beginnt von vorn
Eine Firma aufzubauen, ist ein Traum und ein Risiko. Lukas scheiterte. Am Schluss blieb ihm nur sein Hund. In Brothuuse erholt er sich und plant die Zukunft.
Ich bin ein geselliger Typ. Und an vielem interessiert. Ja, ich habe viel Energie, bin ein Chrampfer. Schon bald während meiner Bürolehre wurde mir klar, dass ich nicht fürs Büro gemacht bin. Ich muss draussen in der Natur anpacken. So lernte ich Landschaftsgärtner und machte dann die Obergärtnerschule. Und weil mich neben den Pflanzen auch die Menschen interessierten, betreute ich auch bald Lehrlinge.
Die Probleme des Erwachsenwerdens kann ich gut nachvollziehen, erlebte ich selbst den Ablösungsprozess heftig und lebte als Punk einige Jahre in besetzten Häusern. Ich hatte einen guten Draht zu jungen Berufsleuten. Meinem Chef imponierte das. Er stellte mir in Aussicht, dass ich nach seiner Pensionierung seine Gartenbaufirma übernehmen könne. Als dann die Nachfolge jedoch innerhalb der Familie geregelt wurde, war ich masslos enttäuscht. Meine Frau ermutigte mich, eine eigene Firma zu gründen. Ich stürzte mich in die Arbeit und hatte Erfolg. Tagsüber arbeitete ich draussen, abends machte ich das Büro. Mit Alkohol und Aufputschmitteln kompensierte ich meinen Schlaf. Mit der Familie zogen wir in ein kleines Haus. Für meine Frau und die zwei Kinder blieb nur wenig Zeit.
Eines Tages eröffnete sie mir, mich zu verlassen. Ich war wie vom Donner gerührt. Es zog mir den Boden unter den Füssen weg. Ich erlitt einen Zusammenbruch, musste in die Reha. Erst dort kam ich zur Ruhe und Besinnung. Meine ADHS-Diagnose und umtriebige Wesensart sowie die damit zusammenhängenden Folgen kann ich inzwischen besser verstehen. Meine Stütze in dieser schwierigen Zeit war Peppino.
Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft. Nachdem meine Frau und ich wegen Kleinigkeiten oft Krach hatten, haben wir uns inzwischen wieder angenähert. Auch die Beziehung zu meinen Eltern ist wieder enger. Meine beiden Töchter liebe ich heiss und freue mich jedes Mal, wenn ich mein Besuchsrecht wahrnehmen und etwas mit ihnen unternehmen kann.
Ich bin sehr dankbar, dass ich in Brothuuse das ideale Umfeld gefunden habe, um hier in grosser Freiheit mein Leben zu sortieren und mich auf den Neustart vorzubereiten. Klar ist etwas Glück dabei, dass wir es in unserer 7er-WG gut haben. Wir haben uns ja nicht selbst ausgesucht; es ist eine Art Schicksalsgemeinschaft, wo jeder seinen Rucksack mit verschiedenen Geschichten und Problemen tragen muss. Aber weil alle aufeinander Rücksicht nehmen, klappt es.
Peppino ist zum Glück ebenfalls gut aufgenommen worden, was nicht selbstverständlich ist. Manchmal jammert er vor der Tür meiner Zimmernachbarn, weil er eingelassen werden möchte. Ich glaube, dass er die WG als sein Rudel sieht.
Auch wenn es mir hier gefällt, will ich weiter. Möchte wieder selbständig wohnen. Mein Traum ist es, einen ausrangierten Bauwagen umzubauen und im Grünen zu wohnen. So rasch als möglich will ich wieder teilzeitlich zu arbeiten beginnen. Naturgärten sind meine Leidenschaft. Doch zuerst muss ich mein Geschäft liquidieren, Betreibungen erledigen, meine private wie auch die Wohnsituation klären. Zum Glück unterstützen mich die Sieber-Leute. Immer wieder helfen sie mir, nicht alles aufs Mal zu wollen, sondern Prioritäten zu setzen. Ich lerne und blicke zuversichtlicher in die Zukunft.