Ein Kämpfer und Krampfer
Als Legionär war Bruno in Djibouti, Guayana und im Kongo stationiert. Dort kämpfte er nicht nur, sondern lernte hart zu arbeiten. Heute gibt es für ihn nichts Schöneres als zu krampfen. Am liebsten für andere.
Wenn ich nichts zu tun habe, nicht anpacken kann, habe ich Ameisen im Füdli. Ich bin zwar jetzt pensioniert. Aber ich habe noch Energie für zwei. In Pfarrer Siebers Brothuuse, wo ich heute lebe, spalte ich Holz, grabe Gartenbeete um, repariere, helfe zügeln. Aber es gibt einfach nicht genug solche Arbeiten zu erledigen. Manchmal werde ich deshalb «rumpelsurig», dann nerven sich meine Mitbewohner. Zum Glück fädelten Betreuerin Andrea und Seelsorgerin Corinne neulich einen Arbeitseinsatz im Berggebiet für mich ein. Corinne imponiert mir. Sie kann zuhören und ist doch umtriebig. Sie arbeitet nicht nur beim SWS, sondern auch noch als Pfarrerin in einer Kirchgemeinde und als Gastro-Seelsorgerin. Und mit ihren orangen Haaren ist sie ein etwas schräger Vogel – wie ich.
Dass der Arbeitseinsatz mich ausgerechnet in meinen Heimatort Isenthal führte, war wohl kein Zufall. Der da oben hielt seine Hand über mich. Nicht zum ersten Mal. Schon als ich als junger Mann nach meiner Schlosserlehre wegen einer unglücklichen Liebe den Lebensmut verlor, war Er da. Und Er war auch bei mir, als ich in meinem Schmerz mein Leben in der Schweiz hinter mir liess und in die Fremdenlegion ging, um zu vergessen.
Die Legion war eine harte Schule. Nicht alles, was ich dort lernte, war gut. Und ich bekam auch einiges ab, unter anderem einen Beinschuss. Darum hinke ich leicht. Aber selbst das Schiessen ist nicht nur schlecht. Das erlebte jüngst der Besitzer der Chilbibahnen, für den ich seit vielen Jahren arbeite. Weil ich hervorragend schiesse, machte ich mir einmal einen Spass daraus, einen Schiessbudenbesitzer um seine Stofftiere zu erleichtern. Die Löwen, Bären und Hasen stopfte ich dann alle in die Fahrerkabine des Calypsobahn-Lastwagens. Das Gesicht meines Chefs hättest du sehen sollen! Neben dem Kriegshandwerk lernte ich in der Legion aber auch Fertigkeiten, die nichts mit dem Krieg zu tun haben. Etwa den Strassenbau. In Guayana bauten nicht etwa Bauleute die Strassen, sondern Legionäre – weil sie tüchtiger waren.
Auf der abgelegenen Alp im Isenthal rackerte ich täglich von früh bis spät, half dem Bauern im Stall, beim Güllen und bei Bauarbeiten. Ich war happy. Du denkst bestimmt auch, dass ich nicht ganz bei Trost bin. Aber ich krampfe halt einfach gerne. Am liebsten für andere. Es macht mich glücklich, wenn ich sehe, wie andere Menschen Freude haben, wenn ich für sie etwas erledige, das sie alleine nicht schaffen.»
• Aufgezeichnet von Walter von Arburg