Ich nehme es, wie es kommt

«Als mich jüngst jemand darauf aufmerksam machte, dass ich schon bald drei Jahre im Brot-Egge arbeite, konnte ich es kaum glauben», sagt Miriam Kofel. «Ich fragte mich: Wo ist die Zeit bloss hin? Denn langweilig war mir hier noch nie.»

Warum dies so ist, weiss die erfahrene Sozialarbeiterin genau. «Kein Arbeitstag gleicht dem anderen.» Egal, ob jemand Hunger hat, eine Dusche oder frische Kleider benötigt, ein Seelsorgegespräch oder eine Sozialberatung wünscht, Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen oder eine Begleitung zu einem Amt benötigt: er oder sie ist dann am richtigen Ort. Das fünfköpfige Team der Anlaufstelle Brot-Egge in Zürich-Seebach um Leiter Patrick Wietlisbach und Stellvertreterin Miriam Kofel nimmt sich Zeit für die Menschen.

Das wissen Klienten ebenso zu schätzen wie Nachbarinnen, Spender, Passantinnen und Freiwillige. «Im Brot-Egge treffen sich nicht nur Notleidende, darum arbeite ich hier gerne», sagt Miriam Kofel. Das sei sogar dann so gewesen, als wegen Corona ihre lange ersehnte Weltreise platzte und sie wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren musste.

«Vielleicht erfüllt sich mein Reisetraum später einmal – oder gar nicht. Ich nehme es, wie es kommt.» Zu ihrer Lebenseinstellung und ihrer Freude an der Arbeit trug sicher ihre Afrika-Erfahrung bei. Miriam Kofel hatte während eines halben Jahres als Pflegefachfrau (FaGe) in einem tansanischen Landspital gearbeitet. «Das Elend und Unabänderliche haben mich gelehrt, dankbar zu sein und das Leben etwas entspannter zu nehmen.»