Fachspital

für Sozialmedizin und Abhängigkeitserkrankungen

Im Fachspital Sune-Egge erhalten sozial benachteiligte Menschen mit kombinierten somatischen und psychiatrischen Erkrankungen (Dualdiagnosen) ambulante und stationäre Behandlung. Das Angebot richtet sich überwiegend an Erwachsene aus dem Sucht- und Obdachlosenmilieu. Beziehungsarbeit ist zentral, da unsere Patienten mit ihrer Geschichte zum Teil herausfordernde Verhaltensweisen zeigen.

Es ist ein einzigartiges stationäres und ambulantes Angebot zur Behandlung von akuten Gesundheitsproblemen. Wir bieten keine operativen Eingriffe, jedoch prä- und postoperative Behandlungen und sind dabei in enger Zusammenarbeit mit den Spitälern der Umgebung. 

Ausgewiesene Kompetenz haben wir in der Behandlung sämtlicher internistischen Erkrankungen, bei Wunden mit schwierigen Heilungsverläufen und bei chronischen Infektionen wie HIV und Hepatitis. Neben der Akutintervention bieten wir auch Begleitung bei Demenzerkrankung sowie in palliativen und terminalen Situationen.

Wir betreuen Patienten, die sich kurz bei uns aufhalten, aber auch solche, deren Krankheitsbild einen eher längeren Aufenthalt nötig macht. Der Aufenthalt kann über ein Jahr dauern bis hin zur Sterbebegleitung.

Als Spital auf der Spitalliste A des Kantons Zürich versorgen wir Patienten auf allgemeinen Abteilungen. Das Fachspital wurde 1989 von Pfarrer Ernst Sieber als sozialmedizinische Krankenstation angesichts des Elends der damaligen offenen Drogenszene gegründet. 

Angebot: Pflege und Medizin

Wir gewährleisten eine umfassende und individuelle Behandlung in den Bereichen Innere Medizin, Infektiologie und Psychiatrie. Unser Personal bietet neben der Grund- und Behandlungspflege ausgewiesene Experten für Wundmanagement, Palliation, Somatik und Psychiatrie. Durch die jahrelange Erfahrung hat sich der Fachspital eine grosse und im Gesundheitswesen geschätzte Kompetenz in der Behandlung dieser schwierigen Patientengruppe erworben.

Behandlungsportfolio

Ambulatorium

Wir bieten täglich Sprechstunden an. Wundpflege, Verbandwechsel, Medikamentenabgabe und regelmässige Standortgespräche gehören ebenso dazu wie die Abgabe von Methadon und die Absicherung in der Behandlung chronischer Erkrankungen.

Sozialarbeit

Neben dem körperlichen und psychischen Gesundheitszustand ist bei unseren Patienten auch ihre soziale Lebenssituation sehr stark beeinträchtigt. Sie benötigen häufig langfristige soziale Begleitung und Betreuung. Dank der heutigen Medikamente steht vielen ein weiterer Lebensabschnitt offen, der sie vor grosse Herausforderungen stellt. 

Seelsorge und Diakonie

Der Seelsorge kommt eine grosse Bedeutung zu, da die meisten der Patienten mit persönlichen Sinnkrisen wie auch unheilbar chronischen Erkrankungen konfrontiert sind. Sie sind besonders auf Gemeinschaft und Wertschätzung angewiesen. Die seelsorgerliche Betreuung wird von ausgebildeten Theologen wahrgenommen und ergänzt unsere auf persönliche Beziehung ausgelegte Behandlung wesentlich.

Körper- und Physiotherapie

Eine einfühlsame und verständnisvolle Körper- und Physiotherapie im Zusammenwirken von Medizin und Pflege ist äusserst wichtig in der Rehabilitation. Sie dient zum Erhalt und Wiederaufbau von körperlichen Fähigkeiten und zur Linderung von Schmerzen. Unsere oft unter ständigem Druck stehenden Patienten erhalten hier ausserdem Momente der Entspannung. 

Mal- und Kunsttherapie

Im Malatelier können die Patienten ihre Fähigkeiten im kreativen Bereich neu entdecken und ihren Tagen Inhalt und Struktur geben. Das hilft ihnen beim Verarbeiten von psychischen Wunden und lässt sie ihren eigenen Wert als Menschen neu erfahren, ganz besonders, wenn sie an speziellen Projekten und Ausstellungen mitwirken.

Betrieb

Gesamthaft arbeiten 95 Personen in den Bereichen ärztlicher Dienst, Pflege, Sozialarbeit, Physio- und Kunsttherapie, Praxisassistenz, Küche, Hauswirtschaft, technischer Dienst und Administration. Eine Gruppe von rund 20 Freiwilligen besucht regelmässig unsere Patienten und leistet damit eine wertvolle Ergänzung zu unserer Arbeit.

Die Leitung setzt sich zusammen aus dem Spitalleiter, der ärztlichen Leitung und der Pflegedienstleitung, wobei der Spitalleiter die Gesamtverantwortung trägt. Die Fachverantwortung liegt bei der jeweiligen Bereichsleitung.

Finanzierung und Qualitätssicherung

Als Spital mit Leistungsauftrag zur Akutversorgung von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen verrechnen wir unsere erbrachten Leistungen an die Krankenversicherer. Leistungen, die über die gesetzlich vorgeschriebenen Behandlungen im Rahmen der Grundversicherung hinausgehen, müssen aus Spenden finanziert werden.Der Sune-Egge ist ein Akutspital auf der Spitalliste A des Kantons Zürich und Mitglied des Rahmenvertrages H+.

Patient: Ist guten Mutes

Christian hat den Platzspitz erlebt und überlebt. Heute kämpft er mit allerlei körperlichen Gebrechen und gegen die Einsamkeit. Obschon er wegen der Drogensucht seinen rechten Arm verloren hat, ist Christian guten Mutes und dankbar für die Betreuung.

«Ich wundere mich immer wieder, dass ich überhaupt noch am Leben bin. Viele meiner Freunde sind längst tot. Dabei bin ich ein Sprenzel, und viele von ihnen waren körperlich kräftiger. Aber das liegt vielleicht an den Genen. Mein Grossvater verstarb erst kürzlich im Alter von 106 Jahren.

Begonnen hat mein Drogenkonsum an der Oberstufe in Seebach. Drogen kamen in den 1970er-Jahren in Mode. Ich wollte auch dazugehören und probierte dies und jenes. Von Haschisch bis zu Heroin und Kokain testete ich alles. Nicht, um Frust zu übertünchen, sondern aus Freude am Genuss und aus Neugier. Das wurde mir zum Verhängnis. Ich konnte zwar eine vierjährige Lehre als Maschinenmechaniker bei Bührle abschliessen und baute dort Panzer, später im Berner Oberland Seilbahngondeln. Doch der Drogenmissbrauch beendete meine Laufbahn. Ich kannte die Drogenszene der sogenannten Riviera, des Platzspitz und schliesslich die Drogenhölle des Letten.

Auch wenn es mir noch erstaunlich gut geht, spurlos ist der Drogenmissbrauch nicht an mir vorbeigegangen. Meine Gebresten nehmen zu. Immer wieder muss ich, obwohl ich in einem Wohnheim lebe, mich im Spital Sune-Egge behandeln lassen. Wegen einer Infektion verlor ich vor einigen Jahren meinen rechten Arm. Etwas Gutes hatte das immerhin: Ich begann mich zu fragen, was ich denn im Leben eigentlich noch will. Das ist mir inzwischen klar: Ich möchte ganz weg kommen vom Drogenkonsum. Heroin nehme ich zwar keines mehr. Aber Methadon brauche ich nach wie vor. Und gelegentlich Kokain. Ob ich den Ausstieg noch schaffe, weiss ich nicht. Manchmal verzweifle ich, verliere die Hoffnung. Gerade an regnerischen Tagen. Dann machen mir die Mitarbeiter im Sune-Egge Mut. Überhaupt weiss ich nicht, wo ich ohne Ernst Sieber und seinen Leuten heute wäre. Damals, vor 25 Jahren auf dem Platzspitz, waren sie es, die mich aus dem Dreck holten. Sie quartierten uns im Keller des Hauses Konradstrasse 62 ein. Aus Dank dafür strichen wir Süchtigen tagsüber Wände und Decken. 

Die Atmosphäre damals war familiär, wie sie es heute leider nicht mehr ganz ist. Gleich geblieben ist die ehrliche Annahme von uns Süchtigen als Menschen. Das ist auch der grosse Unterschied zu anderen Spitälern. Dort gibt man mir klar zu verstehen, dass ich ein Junkie bin und Abschaum. Ich bereue meine Fehler, aber klagen mag ich nicht.»