Aus Lambarene, dem Urwaldspital Albert Schweizers kommend, nahm Walter Munz seine Tätigkeit 1991 im Sune-Egge auf, als Zürich auf der ganzen Welt bekannt war für die offene Drogenszene auf dem Platzspitz. Weltweit wurden TV-Bilder ausgestrahlt als Abschreckung dafür, wohin ein liberaler Umgang mit Drogen führen würde.
Arzt im verrücktesten Spital Zürichs
Die städtischen Behörden und private Helferinnen und Helfer unternahmen viele Anläufe, diesem Elend ein Ende zu bereiten. Unter ihnen Pfarrer Sieber, der ein kleines Spital einrichtete – nahe an der Front, aber doch so weit weg, dass die Kranken darin Zuflucht finden konnten. Walter Munz war erster leitender Arzt dieses verrücktesten Spitals von Zürich.
Viel Lob von offizieller Seite
Der damalige Zürcher Stadtarzt Albert Wettstein, selber stark involviert in den Kampf gegen das Drogenelend auf Platzspitz und Letten, meinte zum Engagement von Walter Munz:
«Es ist kein Zufall, sondern nichts als logische Konsequenz, dass ein echter Urwalddoktor und Nachfolger von Albert Schweitzer die Leitung dieses Spitals im Drogendschungel von Zürich übernahm. Nur wer Albert Schweitzers Haltung des Respekts vor der Würde jeder Kreatur, auch des schwerst verwahrlosten, unkooperativen, immer wieder rückfälligen und sich selbst schädigenden Drogenabhängigen mitbrachte, konnte dies Aufgabe – viel mehr Berufung als Job – ausfüllen.
Für mich als Stadtarzt was es einer der seltenen Glücksfälle, dass uns mit Walter Munz nicht nur ein äusserst engagierter Arzt, sondern auch ein tätiger Humanist zur Seite gestellt wurde. So konnten wir uns darauf verlassen, dass für die Kranken der Drogenszene mit dem Sune-Egge ein eigentliches Hospiz – nicht nur ein technisch eingerichtetes Spital – zur Verfügung stand.» (Walter Munz, Wir gehören zueinander, Frauenfeld 2003, S. 18)
Er lebte Menschlichkeit vor
Walter Munz lebte diese Menschlichkeit nicht nur im Sune-Egge, sondern im ganzen SWS und legte damit ein wichtiges Fundament. Nebst der fachlich-medizinischen und der sozialpolitisch-gesellschaftlichen Verantwortung, die Walter mit seinen Mitarbeitenden im Sune-Egge wahrgenommen hat, war es ihm ein zentrales Anliegen, den Patientinnen und Patienten eine Heimat- und Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln:
«Wenn diese Menschen nach ein paar Tagen im Sune-Egge ein gewisses, wenn auch noch ganz zerbrechliches Gefühl von Geborgenheit bekommen haben, so schwanken sie im gleichzeitig Bedürfnis nach Distanz und Nähe hin und her. Dann es für sei ein grosses Glück werden, sich einmal anschmiegen zu dürfen und Wärme zu spüren. So gehören die einsamen Stillen ebenso wie die empörten und manchmal frechen Schimpfer, die Dahindämmernden, die Liebespärchen und die Schwerkranken und auch wir Angestellten geheimnisvoll zueinander.» (Walter Munz, Wir gehören zueinander, Frauenfeld 2003, S. 102)
Wir sind Walter für alles dankbar, was er uns geschenkt hat. In Gedanken sind wir bei seinen Angehörigen, insbesondere bei seiner Frau Jo, die ihm stets engagiert und mittragend zur Seite stand. Das Foto zeigt Walter und Jo im Jahr 2013 in ihrem damaligen St. Galler Domizil.
Christoph Zingg
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Wir gehören zueinander
Autor und Sune-Egge-Arzt Walter Munz schildert den Alltag und seine abenteuerlichen, wilden, verstörenden aber auch herzergreifenden und berührenden Erlebnisse mit Menschen, die von der Gesellschaft längst abgestempelt und abgeschrieben waren.