«Die Kunst ist Nahrung für die Seele.» Dies sagte kein Geringerer als Pablo Picasso. Wenn man seinem Ausspruch folgt, kann man das künstlerische Schaffen des im Mai 2018 verstorbenen Pfarrers Ernst Sieber gut einordnen. Der Obdachlosenpfarrer hat sich um viele fremde Seelen gesorgt. Um diese immense, stetige Anstrengung zu bewältigen und immer wieder zu neuer Kraft zu finden, hat er – praktisch im Verborgenen – etwas für seine eigene Seele gemacht: Er hat Bilder gemalt und Skulpturen geformt.
Der Ton der Erde
Nachts und in aller Abgeschiedenheit hat der Künstler Sieber seine Eindrücke und Erfahrungen in ausdrucksstarken, sensiblen Bildern festgehalten. Viele seiner Werke sind ohne Grundierung mit Acrylfarben direkt auf Jute gemalt. Er liebte das Erdige, Raue des ärmlichen Sacktuchs. Seine Sujets sind so vielfältig und expressiv wie Sieber selbst: randständige Figuren, sozialpolitische Themen, Szenen ländlichen Lebens, ruhige Stillleben. Seine Bilder sind erlebte Geschichten, verarbeitete Spiegelbilder seiner Seele.
Das Leiden Jesu
Einen besonderen Stellenwert in seinem künstlerischen Schaffen haben die Bilder der Passion Jesu Christi. In ihnen kommt seine tiefe Christusverbundenheit zum Ausdruck, aus der er immer neu Kraft für sein Schaffen und Wirken unter den Ärmsten schöpfte.
Die Kreativität in Fülle
Rund 400 Bilder malte Ernst Sieber im Laufe seines Lebens. Die Werke befinden sich in Familienbesitz und sind nicht öffentlich zugänglich. In Zusammenarbeit mit seiner Familie darf die Fundaziun «Tür auf – mo vinavon» eine Auswahl seiner Passionsbilder ausstellen und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen, und zwar zwischen Ostern und Pfingsten 2022, im Gemeinschaftszentrum Aua Viva.
Die Ausstellung an der Via Raveras 25 in 7180 Disentis ist täglich ab 13:30 Uhr geöffnet (ausser Montag und Donnerstag). Der Eintritt ist frei, die Kollekte geht an das Sozialwerk Pfarrer Sieber.
Die Vernissage zur Ausstellung findet Mittwoch, 13.04., um 19:30 Uhr statt. Die Einladung findet ihr hier.