Michel

Wenn Tragödien zusammenschweissen

Jasmine Heussers Bruder Michel war drogenkrank und starb an den Folgen der Sucht. Trotz der nach wie vor tiefsitzenden Trauer ist die Familie vor allem dem Sune-Egge-Team dankbar für die hingebungsvolle Betreuung ihres Michel.

«Für uns war es ein Schock, als wir merkten, dass Michel drogensüchtig war», erinnert sich seine Schwester Jasmine. Sie als jüngere Schwester habe zwar gewusst, dass er kiffe. Aber als dann eines Tages auskam, dass er auch harte Drogen konsumierte, sei das vor allem für die Eltern ein schwerer Schlag gewesen. «Unsere Mutter macht sich bis heute Vorwürfe, etwas falsch gemacht zu haben. Und unser Vater zog sich immer mehr zurück.»

Trotzdem hielt die Familie stets zu Michel, der laut seiner jüngeren Schwester ein talentierter Fussballer, sehr sensibel, aber auch labil war. «Michel haderte oft mit sich selbst. Er merkte, dass er uns Sorgen bereitete. Letztlich zerbrach er an sich selbst.» Die Familie liess ihn nie fallen. Wenn er im Spital weilte oder einen Entzug durchzustehen hatte – stets besuchten ihn die Eltern und seine Schwestern. Auch, als ihm in einem Schweizer Spital fälschlicherweise diagnostiziert wurde, er habe nur noch wenige Tage zu leben. «Wir wollten ihn nicht in einem anonymen Spital sterben lassen», erzählt Jasmine. Da sei ihnen von einer Pflegerin jener Klinik der Sune-Egge empfohlen worden. Und so kam Michel in den Sune-Egge. Eigentlich um hier zu sterben.

«Als ich anderntags ins Spital kam, rechnete ich damit, dass mir sein Tod mitgeteilt würde. Stattdessen traf ich Michel munter in der Cafeteria an. Für mich grenzte das an ein Wunder.» Michel ging es bald besser. «Im Sune-Egge blühte mein Bruder richtig auf», sagt Jasmine, und ihre Augen leuchten. «Er war demütig und dankbar für alles, was ihm die Pflegenden schenkten. Mit seinem Schalk trug er zum guten Klima im Sune-Egge bei.» Als es Michel wieder besser ging, konnte er in die Pflegeabteilung des Sune-Egge nach Egg ZH umziehen. Dort lebte er sich rasch ein und fühlte sich wohl. Nach einigen Monaten verschlechterte sich sein Zustand aber wieder deutlich – dieses Mal ohne Heilungswunder. Im Januar vor vier Jahren verstarb Michel. Trotz des schmerzlichen Verlusts ihres Bruders hadert Jasmine nicht mit dem Schicksal. «Michels Sucht hat uns als Familie zusammengeschweisst.» Dennoch: die Trauer ist geblieben. Aber auch Dankbarkeit. «Besser als im Sune-Egge hätte Michel nicht betreut werden können», sagt Jasmine Heusser. Auch die Familie sei im Sune-Egge stets rücksichtsvoll und zuwendend behandelt worden. «Wir fühlten uns getragen, waren nie allein gelassen. Das rechne ich den Sieber-Leuten hoch an.»